: Fast zu Tode gefoltert
■ „Verbrechen von unfaßbarer Brutalität“ in Oldenburg
Oldenburg. Das Schicksal einer fast zu Tode gefolterten Thailänderin und ihrer beiden Kinder hat in Oldenburg Bestürzung ausgelöst. Wegen versuchten Mordes wurde der 26 Jahre alte deutsche Schwager der 25jährigen verhaftet. Die Eltern des Tatverdächtigen befinden sich wegen des Verdachts der Kindesentführung ebenfalls in Untersuchungshaft. Die Polizei sprach von einem „Verbrechen von unfaßbarer Brutalität“. Der Tatort: ein Oldenburger Wohnhaus.
Gezeichnet von Peitschenhieben, Stockschlägen sowie Brand- und Schnittwunden war die junge Frau vor zwei Wochen von ihrer Schwiegermutter in ein Krankenhaus gebracht worden. Sie wog nur noch knapp 34 Kilogramm. Die fast verblutete Frau konnte in einer Notoperation gerettet werden.
Nach den Ermittlungen hatte die junge Frau in Oldenburg ihrem Peiniger angekündigt, daß sie mit ihren Kindern in die Heimat zurücckehren wolle. Die Thailänderin war mit dem 19jährigen Bruder des 26jährigen im vergangenen Jahr eine Scheinehe eingegangen. Der mutmaßliche Täter – er war bereits als Heranwachsender wegen einer Vergewaltigung verurteilt worden – stellte sich nach mehrtägiger Fahndung der Polizei. Die tagelang verschwundenen vier und sieben Jahre alten Kinder wurden von einem Anwalt der Familie übergeben, nachdem die Eltern des Tatverdächtigen ebenfalls verhaftet worden waren.
Sobald es ihr Gesundheitszustand erlaubt, will die Thailänderin nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit ihren Kindern Deutschland verlassen. Inzwischen betreut der „Weiße Ring“ die Mutter und ihre Kinder. Die evangelische Kirchengemeinde Oldenburg-Eversten hat zu einer Spendenaktion aufgerufen. Die finanzielle Hilfe für einen Neubeginn in Thailand, sagte ein Kirchensprecher, sei „der Versuch einer Wiedergutmachung für das, was der Frau in unserer Gemeinde zugefügt worden ist“. dpa
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