Schlag ins Glück

■ Schlagwerker Michael Kunz brilliert in der Gnadenlosen Schmidtshow

Es plüscht heftigst, nach Mitternacht im Schmidt. Das kräftige Rot von Möbeln und Licht scheint im Schimmer der späteren Nacht noch kräftiger, die Rauchschwaden noch kompakter zu sein als zu gewöhnlichen Abendstunden.

Im Scheinwerferlicht: die Bühnenrückwand von Elvira, der Samenbankmörderin, die hier momentan abends ihr Unwesen treibt. Zu Burgruine und veralgtem Waldsee passen die ersten Laute, die durchs Halbdunkel dringen: Vogelgezwitscher, und dann ist er da. Michael Kunz, der Herr der Stöcke, und gnadenlos ist er tatsächlich – aber vor allem gegenüber seinen Trommeln. Er schlägt, er wirbelt, er kaspert, er wechselt die Rhythmen, als wäre jede Geschwindigkeit aus diesen Armen zu holen, und problemlos, und im fliegenden Wechsel auch das Schwierigste machbar. Das Entrée ist gelungen, das Publikum genommen.

Dann fängt er an zu erzählen, etwas staksig, sympathisch, nicht zu cool, manchmal mit einer Art überraschter Distanz zum eigenen Können, den Fähigkeiten, die er wie Kunststückchen vorführen kann. Kunz erzählt sein Leben, und eingebaut in die Stationen seines wirklichen Daseins, wie er sie auch andernorts schon auf Bühnen der Republik erzählt hat, sind die anderen Künstler des Abends. Das ist der einzige Unterschied zu seinen Soloabenden: die anderen, die da sind, und die er präsentiert, die Schmidtshow-Artisten, die jede Schmidt- show verspricht, jongleurmäßig etwa, nett und manchmal etwas täppisch. Doch sie machen den Abend nicht aus. Auch nicht die Textstrecken, die Kunz sein Dasein an der Schule banal erzählen lassen, nett auch, aber eben nur nett. Spannender wird sein Erzählen, wenn er aufs Konservatorium gelangt, zu 152 Schlaginstrumententypen zwischen Pauke und Knackfrosch, die ihm bis zur Abschlußarbeit vertraut werden müssen. Ein Höhepunkt auch die Aufführung seiner Diplomarbeit, seines Opus 17 d inklusive „Tornado Vocale“ weit jenseits der Grenze zwischen Instrument und Stimme, auch zwischen Witz und Ernst.

Nett wieder, wenn er, natürlich nach dem Studium arbeitslos, vom „Künstlerdienst“ des Arbeitsamtes für 7.35 Uhr morgens vorgeladen wird. Und wieder wird gleich darauf, als sein Leben die Phase erster Aufträge erreicht und er eine Werbemusik für ein Mineralwasser entwickeln soll, die Diskrepanz zwischen seinem Können als Musiker und dem als Entertainer deutlich: ersterer ist genial, letzterer ist nett. In der virtuosen Handhabe seiner Instrumente hat er eben auch den Witz, den seine länglichen Conférencen manchmal noch suchen. Niemand an diesem Abend kommt dann in seine Nähe. Mit Ausnahme der Mädels von Queen B, zwei kleinen Bette Midlers im Duett, mit balladesken Stimmen bis zum Millerntor. tom 15./16., 22./23., 29./30.3. , Schmidt