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■ Das PortraitDer Rückkehrer

Hans Schaidinger eroberte für die CSU das Regensburger Rathaus zurück Foto: dpa

„Ich bin sprachlos.“ Steif steht der neue Regensburger Oberbürgermeister nach seinem sensationellen Erfolg vor den Fernsehkameras, und es fehlen dem bärbeißig wirkenden Mann mit dem großen Schnauzbart wirklich die Worte. Das war im Wahlkampf anders. Mit pfiffigen Slogans wie „Man sagt, dieser Mann entscheidet zuviel mit dem Kopf – womit sonst“ hat er es auf Anhieb geschafft, der amtierenden SPD-Oberbürgermeisterin Christa Meier eine vernichtende Niederlage zuzufügen. 51,22 Prozent, das bedeutete den Sieg für den 47jährigen.

Und eine „Hinrichtung für die SPD“, wie deren Fraktionschef Jochen Wahnschaffe auch offen zugab. Denn Christa Meier hatte unermüdlich gearbeitet, das bescheinigen ihr auch politische Gegner. Sie trieb den Bau von Wohnungen und Kindergärten voran und setzte sich für Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Domstadt an der Donau ein. Das wurde ihr zum Verhängnis.

Schaidinger thematisierte das Thema Verkehr wie kein anderer. Er machte vergessen, daß auch die CSU die meisten Beruhigungsmaßnahmen mitgetragen hatte – und hatte damit Erfolg. Er präsentierte sich den WählerInnen als „Erneuerer der Stadtpolitik“, versprach Arbeitsplätze und vor allem Lösungen für eine Reihe von jahrelang unerledigten Projekten: die Sanierung des Theaters, das Eisstadion, der Deckel für die durchs Stadtgebiet führende Autobahn, die undichte Mülldeponie Haslbach. Da auch Amtsinhaberin Christa Meier diese Themen vor sich herschob, kritisierte Schaidinger die „Ankündigungspolitik“ der SPD.

Ob es der Diplomvolkswirt besser macht, steht dahin. Er hat keine absolute Mehrheit der CSU im Stadtrat an seiner Seite, und auch die Stadt Regensburg ist in argen finanziellen Nöten. Aber Schaidinger hat lange an seinem Image als professionell und energisch zupackender Mann gefeilt. Mangels Bürgernähe präsentierte sich der Vater zweier Kinder als geradliniger Erfolgstyp, der nach der überraschenden Niederlage von CSU-OB Viehbacher vor sechs Jahren seinen Posten als Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik hinschmiß, um fortan in der privaten Bauwirtschaft als Prokurist zu arbeiten.

Jetzt zieht er als Chef ins Rathaus von Regensburg ein. Christa Meiers Kommentar zu seiner Rückkehr: „Jetzt haben die Regensburger bekommen, was sie wollen.“ Bernd Siegler

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