■ Mit der Vulkan-Krise auf du und du
: Die kleine Lösung

Berlin (taz) – In nur zwei Stunden wollen die Küstenländer-Minister heute ihre Einzelinteressen am Bremer Vulkan Verbund durchpeitschen. Aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen reisen die Ministerpräsidenten zur Krisensitzung nach Bremerhaven. Hamburgs erster Bürgermeister Henning Voscherau hat wichtigere Termine, sein Wirtschaftssenator wird vorraussichtlich ebenfalls nicht erscheinen. Von Kiel startet Wirtschaftsminister Peer Steinbrück. Alle haben Angst um Arbeitsplätze und Steuerausfälle in ihrem Land. An einer gemeinsamen Lösung sind sie deswegen noch lange nicht interessiert.

Mit dem Rücken an der Kaimauer stehen nur Bremens Bürgermeister Henning Scherf und sein Wirtschaftssenator Hartmut Perschau. Für über 800 Millionen Mark hat der arme Stadtstaat bei einem Bankenkonsortium gebürgt. Die wären fällig, wenn der sich im Vergleich befindliche Vulkan Verbund doch Konkurs anmeldet. Vergleichsverwalter Jobst Wellensiek schließt dies seit zwei Wochen nicht mehr aus. Zudem würden die Steuereinnahmen Bremens um weitere 130 Millionen Mark sinken, fiele der Vulkan als Arbeitgeber weg.

Gerd Schröder muß für Niedersachsen ebenfalls 308 Arbeitsplätze retten. Außerdem wohnen rund 3.500 Vulkan-Arbeiter in Niedersachsen. Auch Schröder gingen also Steuern flöten, die Sozialausgaben würden steigen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Fischer hat schon vor drei Wochen Bürgschaften versprochen. „Über die Höhe und die Formalitäten herrscht noch ein Wissensdefizit“, sagte sein Sprecher.

Ähnlich lavieren sich auch Hamburg und Schleswig-Holstein durch. Die beiden Länder haben am wenigsten von einer Pleite zu befürchten. Auf der lukrativen Flender-Werft in Lübeck arbeiten 700 Menschen. Flender könnte auch ohne den Vulkan „vital überleben“. Potentielle Käufer sollen schon vorgesprochen haben. ufo