: Die Schmerzgrenze ist erreicht
■ Museum für Hamburgische Geschichte kürzt Öffnungszeiten
Da haben wir den Salat. Wer nicht mit Picasso prunkt oder mit Gold glänzt, für den sind Probleme vorprogrammiert. Während die Kunsthalle klarkommt und das Museum für Kunst und Gewerbe gerade noch so zufrieden ist, mußte Jörgen Bracker, Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, erstmals demonstrative Sparmaßnahmen verkünden.
Dem Haus am Holstenwall und seinen Außenstellen bescherte der Finanzplan 1995 zwar neugewonnene Entscheidungsfreiheit über das Budget, aber auch eine Kürzung der Zuwendungen um satte 20 Prozent. Trotz 280.000 Besuchern im vergangenen Jahr sieht die Direktion damit die Schmerzgrenze erreicht. Neben den internen Rationalisierungsmaßnahmen wird jetzt vor allem an den Beschäftigten gespart und Zeit und Zahl der Aufsichten reduziert.
Daraus folgt ab dem 1. Februar eine spürbare Änderung: Die Öffnungszeiten werden von Dienstag bis Samstag um eine Stunde auf 10 bis 17 Uhr zurückgenommen, nur sonntags bleibt die museumseinheitliche Öffnung bis 18 Uhr erhalten (am langen Donnerstag hatte sich das Haus ohnehin nicht beteiligt). Auch sind während der Öffnungszeiten einzelne der zwölf Abteilungen (Spielzeug, Bürgerliche Zimmer, Hamburger Brand) teilweise nicht zugänglich. Die Außenstelle Schloß Bergedorf ist zudem jetzt nicht nur am Montag, sondern auch am Freitag ganz geschlossen. Das bringt zwar nur eine Ersparnis von 20.000 Mark, genausoviel wie die drei Museumsschiffe das Haus kosten, aber die Verantwortlichen sahen keine andere Lösung.
Der Hamburger Stadtstaat leistet sich drei Kulturgeschichtsmuseen, jedes mit mehreren Außenstellen: Hamburg, Altona und Harburg. Diesen Häusern sind die prozentual größten Sparquoten auferlegt worden. Da liegt die Frage nahe, ob der Direktor es sich es nicht vorstellen könne, die Institutionen zusammenzulegen und so die politische Einigung des Staatsgebiets auch museumstechnisch nachzuvollziehen.
Jörgen Bracker setzt dagegen, daß die historisch in den erst 1936 zusammengefaßten Städten gewachsenen Museen sehr verschiedene Arbeits- und Sammlungsfelder von Schleswig-Holstein bis zur Lüneburger Heide, von Malerei zur Archäologie haben. Das regionale Heimatgefühl würde eine gravierende Änderung nicht zulassen, und im übrigen sei eine Einsparung aus solcher Maßnahme höchst zweifelhaft. Bleibt also nur eins: betteln, was ja bekanntlich heute viel vornehmer „Sponsoren suchen“ heißt.
Hajo Schiff
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