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Die Masche mit März

■ Wie ein Wohnungsbetrüger in Hamburg abzocken wollte: 3000 Mark Kaution sofort – Besichtigung später / Akteur untergetaucht Von Kai von Appen

Das Angebot im Anzeigenblatt „Avis“ klang verlockend: „Wetten daß ... daß wir auch für Sie eine bezahlbare Wohnung haben? 3-Zi-Whg. Küche/Bad, WC, Balkon 805.-/kalt..“ Doch die Inserentin, die „Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft“, entpuppte sich als windiges Unternehmen. Mit Schein-Wohnungsangeboten knöpfte ein gewisser Herr Zorn Wohnungssuchenden hohe Kautionen ab. Als „Mieter helfen Mietern“ auf die Machenschaften aufmerksam wurde, tauchte der Mann wieder ab, der auch in Berlin wegen Betrügereien ins Visier der Fahnder geraten ist.

Es sollte offenkundig eine großangelegte Sache werden. So mietete Zorn Anfang Dezember unter dem Namen „Cirkel WVG – Zorn“ für seine Gesellschaft in einer edlen Bürogemeinschaft am Sachsenfeld 4 in der „City-Süd“ noble Räume an. „Er gab an, demnächst insgesamt vier Büros mieten zu wollen“, so der Vermieter zur taz. Gleichzeitig stellte er den Antrag auf „Eintrag in das Handelsregister“ und inserierte im „Avis“.

Der Auszubildende Volker Berg* nahm mit der WVG Kontakt auf. Ihm wurden telefonisch zwei Wohnungen in Altona und im Schanzenviertel angeboten, die er im März ansehen und bekommen könnte, wenn er 3000 Mark Kaution zahlen würde. Eine Adresse der ominösen Gesellschaft erhielt Volker Berg nicht, statt dessen meldete sich Zorn bei ihm nochmals telefonisch. Der Jugendliche winkte ab.

Ähnlich erging es Bernd Schuster*. Er wurde von Zorn sogar ins Sachsenfeld 4 geladen. „In jedem Büro des Flures saß eine Sekretärin – nur bei der WVG nicht“, erinnert sich Schuster: „Mich machte stutzig, daß in dem Büro außer einem Computer auf dem Tisch keinerlei Material verhanden war.“

Zorn bot dem Schuster drei Wohnungen in Harvestehude, Ottensen und Eimsbüttel an - Miete 750 Mark . Auch hier die gleiche Masche: Bei Zahlung einer Kaution von 3000 Mark könnten die Wohnungen vorzugsweise im März besichtigt werden. Schuster: „Ich lehnte es ab, jegliche Vorauszahlungen zu leisten und bin gegangen.“ Statt dessen informierte Schuster „Mieter helfen Mietern“.

Offenkundig florierte das Geschäft nicht wie erwartet, zudem wurde Zorn wohl die Sache zu heiß. „Am 21. Dezember ist er auf und davon. Ohne die Miete zu zahlen“, so der Vermieter des Sachsenfeld-Büros. Ihn habe ohnehin stutzig gemacht, daß Zorn die Kaution nicht gezahlt habe. Der Vermieter hat Anfang Januar dieses Jahres Strafantrag wegen Betrugs gestellt.

Dasselbe hat auch ein Bosnier am 11. Januar getan, der 3310 Mark Kaution für eine Wohnung bezahlt hatte. Polizeisprecher Mike Wenig. „Das ist bisher der einzige Fall. Das Kriminalkommissariat 41 hat die Ermittlungen übernommen.“ Dennoch kann davon augegangen werden, daß die Dunkelziffer aufgrund der März-Masche weitaus höher liegt. Vor wenigen Tagen, so berichtet der Vermieter, sei zumindest ein weiterer Geschädigter am Sachsenfeld erschienen, der Geld an Zorn gezahlt hatte.

Dieser ist offenbar nicht nur auf dem Wohnungssektor tätig. In Berlin ermittelt die Polizei wegen „betrügerischer Kreditanlage“. Dort hatte Zorn von Anlegern Darlehen einkassiert, die er für sie als stille Gesellschafter verzinst in einem Unternehmen anlegen wollte. Doch die Gläubiger haben weder Zinsen gesehen noch ihr Geld wiederbekommen. Staatsanwaltsschaftsprecher Frank Thiel: „Wenn so etwas vorsätzlich gemacht wird, dann nennt man das Betrug.“

*Namen geändert

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