: Das kollektive Streben nach Abstieg
„Bei Gott keine rote Karte“, schwor Dieter Schlindwein nach seinem Platzverweis in der 25. Minute, und man konnte richtig Mitleid mit St. Paulis menschlicher Mähmaschine haben. Da hatte er zum erstenmal in seinem Leben einen Gegenspieler gefoult, ohne dies beabsichtigt zu haben, und anstatt das Spiel zu unterbrechen und ihm in einer spontanen Zeremonie die „Goldene Sense“ der Schiedsrichter-Innung zu verleihen, stellte ihn der Referee schnöde vom Platz. Ungerecht ist die Fußballwelt. Ohne Eisen-Dieter waren die Hamburger den Gladbacher Borussen hilflos ausgeliefert, verloren 0:2 und müssen sich langsam mit Abstiegsgedanken vertraut machen.
Zum Glück für St. Pauli herrscht jedoch am unteren Ende der Tabelle ein breites Streben nach Zweitklassigkeit vor, und nicht nur der 1. FC Köln, sondern auch andere alteingesessene Klubs aus Bremen, Frankfurt oder Kaiserslautern scheinen entschlossen, Düsseldorf und Uerdingen noch ins Abstiegshandwerk zu pfuschen. Still verabschiedet aus dieser Region hat sich durch ein 2:0 in Bremen der SC Freiburg, der mit dem langhaarigsten Bundesliga-Angriff seit 1970 sogar schon wieder an UEFA-Cup-Rängen schnuppert, zumindest wenn man vernachlässigt, daß die dort befindlichen Mannschaften weniger Spiele absolviert haben.
Jede Hoffnung, im nächsten Jahr wieder gegen nette Holländer spielen zu dürfen, hat indes Werder Bremen fahren lassen. „Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir bislang eine blöde Saison erlebt“, bringt Marco Bode die Lage auf den Punkt.
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