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UEFA-Cup im Kopf

■ Bayern München spazierte zum schonenden 2:0 gegen Kaiserslautern

München (taz) – Wenn sich Uli Hoeneß in den Katakomben des Münchner Olympiastadions unter die Notizblock-Mafia mischt, wird's meist lustig, und auch am Samstag kam der Manager des FC Bayern, um gewisse Mißverständnisse auszuräumen. „Das war eine Pflichtübung“, sagte Hoeneß. „Ein solches Spiel mußt du gewinnen und dann ganz schnell wieder vergessen.“ Gewonnen haben die Münchner tatsächlich, 2:0 gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Kaiserslautern, und zum Vergessen war's auch. Erstaunlich, daß 61.000 zahlende Kunden sogar noch freudvoll zur Welle aufhüpften, statt sich geprellt zu fühlen.

Zehn Minuten waren gespielt, als Andreas Herzog zum 1:0 einstiefelte, begünstigt von Lauterns Abwehr, welche knapp eine Stunde später den Ball vor die Füße von Christian Ziege tröpfeln ließ, der das Spielgerät unters Tordach trat. Ausgerechnet Ziege, der notorischste unter den elf Spaziergängern des FC Bayern! Viel mehr ward nicht gesehen vom deutschen Rekordmeister. Lothar Matthäus sprach davon, man könne nun wirklich nicht neunzig Minuten hundert Prozent spielen, schließlich müsse der FC Bayern Kräfte sparen für das Rückspiel in Nottingham, wo laut Manager Hoeneß der FC Bayern „nicht eine einzige ruhige Minute“ haben wird.

Dort den 2:1-Vorsprung zu verteidigen, wird dem FC Bayern eine ungewohnt engagierte Einstellung abnötigen. Sind die Individualisten bereit, sich für das Kollektiv „den Hintern aufzureißen, haben wir auch Erfolg“, sagt Jürgen Klinsmann. Nur: Weil es noch 16 schlechtere Mannschaften gibt in der Bundesliga, nimmt keiner die mangelnde Einsatzbereitschaft wahr. „Das ist der Grund, weshalb der FC Bayern in den letzten zwanzig Jahren nichts mehr gerissen hat international“, sagt Klinsmann, „da reicht es nicht, mal im Halbfinale zu stehen.“

Um dahin überhaupt zu gelangen, ist Trainer Otto Rehhagel auf die Laune seiner Elitär-Balltreter angewiesen, zumal noch nicht geklärt ist, wie weit sein strategischer Einfluß tatsächlich geht. Pressing? „Am Dienstag wieder in Nottingham“, sagt Präsident Franz Beckenbauer. Pressing? „Hmmm“, sagt Uli Hoeneß, „zur Taktik müßt ihr den Trainer befragen, hihi.“ Mehr als ein Achselzucken hat der üblicherweise nicht beizutragen. Markus Götting

1. FC Kaiserslautern: Reinke - Brehme - Koch, Roos - Schäfer, Arilson (65. Flock), Kadlec, Greiner (72. Riedl), Wollitz (46. Wegmann), Wagner - Kuka

Zuschauer: 61.000; Tore: 1:0 Herzog (12.), 2:0 Ziege (67.)

Gelb-rote Karte: Scholl (87.), Koch (53.)

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