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Bramfeld digital

■ Der Musik-Sender MTV will von Hamburg aus die Jugendlichen Osteuropas beglücken Von Marcus Peter

Keine Frage, sie sind schon geschickte Strategen, die Organisatoren und Marketingplaner des Musik-Senders MTV. Mit inszenierter Euphorie verkaufen sie die für April geplante Eröffnung eines „zentraleuropäischen Hauptquartiers“ in Hamburg. Doch was in den Bramfelder Studios genau passieren soll, ist alles andere als klar.

MTV gehört zu dem Medienmulti Viacom. Für diesen produziert die Gesellschaft Me, Myself and Eye (MME) in der Bramfelder Straße den Musiksender VH-1 im Hamburger Kabelnetz. Der Geschäftsführer von MME, Michael Oplesch, ist nun von der Londoner MTV-Zentrale als „Central European Operator“ berufen worden. Seine Aufgabe: Von Hamburg aus die Teens und Twens im „Wachstumsmarkt“ Osteuropa beglücken. Auch die Gründung weiterer europäischer Ableger schließt Oplesch nicht aus: Bramfeld als Versuchsballon.

Zunächst wird von Hamburg aus aber hauptsächlich über Livestyle-Events in Deutschland, Österreich und der Schweiz berichtet. Darüberhinaus soll das Studiogelände, daß bisher nur für die Produktion von VH-1 belegt ist, auch für Programme von MTV genutzt werden. Bisher einzige festgeplante Veranstaltung ist die neue Sendung X-Ray des Starmoderators Ray Cokes. Aber nur die Premiere wird öffentlichkeitswirksam in Hamburg stattfinden, danach wird wieder auf der Insel produziert.

Auch für alle weiteren Berichte und Produktionen wird es erstmal keinen eigenen Regionalsendeplatz geben. Hier produzierte Sendungen werden in das Programm aus London eingebaut und sind deswegen natürlich auch englischsprachig. Längerfristig, und dann wird es tatsächlich interessant, dürften aber mit der fortschreitenden Digitalisierung im Medienbereich solche Regionalplätze möglich sein. Damit entstünde auch für europaweit sendende Anstalten wie MTV die Option, regionale Schaufenster in der jeweiligen Landessprache ins Programm einzubauen.

Nach und nach will MTV über Niederlassungen wie in Hamburg verstärkt auf regionale Schienen setzen und damit natürlich auch ein engmaschigeres Betriebs- und Vermarktungsnetz aufbauen. Das erklärt auch, warum von den 80 Neueinstellungen nur rund 20 im technischen Bereich tätig sein werden und der größte Teil mit Marketing und redaktioneller Arbeit beschäftigt sein wird.

Wann und was aber nun konkret in Hamburg produziert werden soll, bleibt wohl noch ein Weilchen ungewiß.

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