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Benins Präsident Soglo will nicht verlieren

■ Exdiktator Kérékou hat offenbar die Wahlen gewonnen – doch die Soglo-treue Wahlkommission bleibt stumm, und Soglo-Anhänger reklamieren den Sieg

Cotonou (AFP/taz) – Bei der Stichwahl im westafrikanischen Benin hat zwar der 1991 entmachtete frühere Militärdiktator Mathieu Kérékou den vor fünf Jahren als Hoffnungsträger der Demokratie gewählten Nicéphore Soglo besiegt. Doch Soglo erkennt seine Wahlniederlage offenbar nicht an.

Die offizielle Wahlkommission hat bisher nur die Ergebnisse aus drei Provinzen Benins verkündet, in denen Soglo und Kérékou gleichauf liegen; die anderen drei Provinzen gelten als Kérékou-treu. Schon am Dienstag hatte aber das von der Wahlkommission mit der Stimmenauszählung beauftragte Nationale Statistikamt die vollständigen Zahlen vorgelegt, und am Mittwoch wurden sie auch von der unabhängigen Zeitung Le Matin veröffentlicht. Demzufolge hat Kérékou insgesamt 54 Prozent der Stimmen bekommen, gegenüber 46 Prozent für Soglo.

Die von einem Soglo-Getreuen geleitete Wahlkommission hat diese Zahlen bisher nicht selbst offiziell bekanntgegeben. Aber die Beniner kennen sie trotzdem: Le Matin war am Mittwoch innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft; Straßenhändler boten einzelne fotokopierte Seiten zu Wucherpreisen an. Als erster gratulierte Nigers Putschist Ibrahim Baré Mainassara Kérékou zu seinem Sieg.

Nur Benins Regierung nahm Soglos Niederlage nicht zur Kenntnis. Soglo habe „offensichtlich gewonnen, wenn auch knapp“, behauptete am Mittwoch Außenminister Edgar Yves Monnou und sagte, die „Gegner“ hätten „ein ganzes Arsenal an Betrügereien organisiert“.

Gestern früh wurde dann der Leiter des Statistikamtes, Maurice Bankole, von Unbekannten aus seinem Büro verschleppt. Schon vor der Stichwahl hatten Soglo- Anhänger Benins Verfassungsrichter – die die Wahlergebnisse in letzter Instanz bestätigen müssen – wegen „Komplizenschaft“ mit Kérékou mit dem Tode bedroht, weil sie 22 Prozent der abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang für ungültig erklärt hatten.

Anhänger Kérékous, der ein breites Wahlbündnis unter Einschluß vieler Demokraten hinter sich geschart hat, fürchten nun, daß Soglo um jeden Preis an der Macht bleiben will. Albert Tévoédjrè, zu Zeiten der Kérékou-Diktatur inhaftiert, heute jedoch als von Soglo enttäuschter Demokrat Leiter des Kérékou-Wahlbündnisses, warnte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vor einem „Staatsstreich“ der Soglo-Anhänger und sagte, es gebe „diverse Szenarien, in den Gemütern und eventuell auch auf den Straßen Unruhe zu stiften“. Er erinnerte daran, daß Schätzungen zufolge die Armee von Benin zu 70 Prozent für Kérékou stimmte. Das impliziert die Drohung, das Militär werde notfalls Kérékou als neuen Präsidenten installieren, sollte Soglo sich nicht den demokratischen Spielregeln beugen. D.J.

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