■ Mit Creutzfeld-Jakob auf du und du: Menschen-Wahnsinn
Berlin – Was dem Rind der BSE-Rinderwahnsinn, ist dem Schaf Scrapie und dem Menschen das Creutzfeld-Jakob- Syndrom. Eine mögliche, bis vor kurzem aber nicht nachweisbare Übertragbarkeit der BSE-Krankheit vom Fleisch infizierter Tiere auf den Menschen ist seit Ausbruch der Rinderseuche in Großbritannien der Grund für viele, kein Steak mehr zu essen. Sie haben Recht. Parallen zwischen den Krankheitsbildern sind den Wissenschaftlern schon länger aufgefallen.
Wer am Creutzfeld-Jakob- Syndrom (CJS) erkrankt, verliert (wie das wahnsinnige Rind) die Kontrolle über seine motorischen Funktionen. Es setzt ein Verfall der Geistesfähigkeiten ein, später befindet sich der Patient in einem Zustand völliger Paralyse. Oft erfolgt der Tod nach einem Lungenversagen, über die genauen Todesursachen gibt es aber noch keine sicheren Erkenntnisse.
Ein neuer Typ des Creutzfeld-Jakob-Syndroms soll in Großbritannien den Tod von mindestens zehn Menschen verursacht haben. Bislang trat die Krankheit nur sporadisch auf. Geschätzt wird, daß jedes Jahr einer von einer Million Menschen am Creutzfeld-Jakob Syndrom erkranken. Einhundert mal mehr, nämlich schätzungsweise 0,1 Promille aller Menschen dürften zum Zeitpunkt ihres Todes mit dem Creutzfeld-Jakob-Syndrom infiziert sein – wegen der langen Inkubationszeit sterben viele an anderen Krankheiten, bevor das CJS ausbricht. Aber die tatsächliche Anzahl der Infektionen ist wahrscheinlich höher, weil die Krankheit oft nicht erkannt wird.
Ausgelöst wird das Syndrom, genau wie der Rinderwahnsinn, durch sogenannte Prione, winzige Eiweißpartikel ohne Erbsubstanz. Behandlungsmethoden wie Bestrahlung und Medikamente, die bei Virusinfektionen eingesetzt werden, bleiben hier wirkungslos.
Menschen können sich, so die bisherige Theorie, auf zwei Arten mit Prionen infizieren: Zum einen durch eine äußere Infektion, die zum Beispiel durch eine Operation oder eine Hormonbehandlung hervorgerufen wird. Andererseits ist die Krankheit als Gendefekt auch vererbbar. Bisher wurde eine äußere Infektion durch Prione beim Menschen als äußerst unwahrscheinlich bezeichnet. Die neuen Erkenntnisse britischer Wissenschaftler belegen das Gegenteil. Aufgefallen war schon früher eine Gemeinsamkeit der CJS-Opfer: viele hatten entweder beruflich mit Rindern zu tun oder waren ausgesprochene Fleischliebhaber. Stefan Kuzmany
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen