Kammer-Präsidium vor dem Rücktritt

■ Präsidentin der Angestelltenkammer: noch 14 Tage bis zum Ende der Legitimationskrise

Die Angestelltenkammer ist auf dem besten Wege zur Selbstenthauptung. Nachdem am Donnerstag die Belegschaft der Kammer wegen der anhaltenden Querelen um die Kammerführung dem Vorstand die Stühle vor die Tür gestellt und die Führung zum kollektivem Rücktritt aufgefordert hatte, haben die Präsidentin und ihr Stellvertreter nun reagiert. Irmtrud Gläser und Wilfried Segebade haben in einer Erklärung ihre PräsidiumskollegInnen aufgefordert, innerhalb der nächsten vierzehn Tage mit ihnen die Präsidiumsposten zu räumen, um „die Angestelltenkammer Bremen aus dieser tiefgreifenden Legitimationskrise herauszuführen.“

Am Donnerstag hatte es nicht allein die spektakulären Rücktrittsforderungen und dramatischen Apelle, DGB und DAG sollten in der Kammerführung endlich zusammenarbeiten, aus der Kammer-Belegschaft gegeben. Auch aus der Bürgerschaft und dem Senat waren die Apelle gekommen, die Kammer möge ihren selbstzerstörerischen Kurs endlich aufgeben. Für den späten Donnerstag nachmittag war dann eine Sitzung des Kammer-Vorstandes angesetzt, auf der Gläser und Segebade schließlich die Konsequenzen zogen.

Viel mehr Mitglieder zum Konsequenzen ziehen (und damit zum Verzicht auf 600 Mark Aufwandsentschädigung monatlich) waren auch gar nicht da. Von sieben Vorständen liegt einer schwer krank in der Klinik, von den übrigen sechs waren nur drei da. Aber die beiden potentiellen ZurücktreterInnen haben großes Gewicht. Wenn die beiden sich nicht mehr in die DGB-Pflicht nehmen lassen, dann verliert der DGB in der Kammer-Vollversammlung seine Mehrheit. Selbst wenn sich innerhalb des DGB sonst niemand bewegen wolle – in der Kammer ginge gar nichts mehr. Deshalb gehen alle BeobachterInnen nun auch davon aus, daß die Tage des Kammer-Vorstandes gezählt sind.

„Ich bin begeistert“, kommentierte dann auch Ralf Sandmann, Personalratsvorsitzender der Angestelltenkammer, „und positiv überrascht.“ An diesem Schritt könnten die anderen Mitglieder des Vorstandes nicht vorbei. Nun seien DGB und DAG gezwungen, sich auf Neuwahlen für das Präsidium zu einigen.

Dabei war es weniger der Schritt von Irmtrud Gläser, der die DGB-Fraktion in der Kammer-Führung beeindruckt hat. Gläser gilt ohnehin als moderate Vertreterin der DGB-Linie. Daß der IG Metaller Wilfried Segebade den Schritt mitgegangen sei, habe innerhalb des DGB Gewicht, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Segebade gilt nicht gerade als DAG-freundlich. Innerhalb der Kammer-Vollversammlung, die nun einen neuen Vorstand beschließen müßte, gebe es allerdings ohnehin eine satte Mehrheit für einen Neuanfang – und zwar sowohl beim DGB als auch bei der DAG. J.G.