■ Kommentar: Dabeisein ist alles
Ganz Gentleman alter Schule – wer hätte das gerade von Finanzsenator Ortwin Runde erwartet?! Galant ließ er erst Heide Simonis sechs ihrer Stimmenprozente verlieren, dann erst rückte er mit seinem finanzpolitischen Offenbarungseid heraus: Hamburg fehlen, von Medien und Fachmenschen seit Monaten prophezeit, mehrere hundert Millionen Mark.
Behutsam und rücksichtsvoll auch die Übermittlung der Botschaft: Runde erschien vor der Presse nicht persönlich, sondern ließ Senatssprecher Fritz Klein eine dürre Meldung verlesen. Dabei hätte Vorturner Runde die trimmbereite Öffentlichkeit durchaus persönlich begeistern können: Wir Volkssportler des Sparens schätzen es doch, wenn die Latte zur Erringung der Goldenen Sparnadel Milliarde um Milliarde höher gelegt wird.
Immerhin: Mit der Verhängung der Haushaltssperre mußte der Trainer selbst an die Hantel. Sollte der Spott, den die SPD in Bonn dem dortigen Animateur Waigel jüngst bei gerade dieser Übung verpaßte (“haushaltspolitisches Versagen“), den zartbesaiteten Runde vor dem persönlichen Spar-Outing zurückschrecken lassen?
Wie auch immer: An Intensität wird der neue Breitensport erneut zulegen, und wir alle dürfen mitmachen: Stop von Flughafen-S-Bahn und Stadtbahn, Sommerschluß beim Stadtvermögen, Schließung von Bücherhallen, Gebührenerhöhungen, Universitätskahlschlag, beschleunigte Arbeitsplatzvernichtung im öffentlichen Dienst, längere Arbeitszeiten für LehrerInnen ...
Runde wird bei der Sommer-Spar-Olympiade keine Disziplin auslassen: Dabeisein ist alles.
Florian Marten
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