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Deutsche Shell trotzig

■ In der Türkei wird noch jahrelang Trinkwasser mit Öl vollgepumpt

Berlin (taz/rtr) – Der Gewinn der Deutschen Shell stieg 1995 um neun Prozent auf 577,6 Millionen Mark. Gestern in Hamburg bezeichnete der deutsche Vorstandschef Peter Duncan das Geschäftsjahr als eines der schwierigsten überhaupt. „Belastend“ sei die Diskussion um die „Brent Spar“ gewesen. Auch vor dem Hintergrund der „falschen Anschuldigungen gegen Shell in Nigeria“, so Duncan, sei er mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Bei den Tankstellen stagnierte das Ergebnis. Dies führte Duncan aber eher auf die höheren Baukosten für neue Anlagen als auf die Boykott-Kampagne zurück.

Zur Verschmutzung des Trinkwasserreservoirs der Region Diyarbakir im kurdischen Teil der Türkei meinte gestern der Sprecher von Shell International in London, Julian Barnes: „Ja, wir pumpen seit Anfang der 70er Jahre die Abwässer der Ölproduktion in dieses Midyat-Reservoir.“ Damals sei es jedoch üblich gewesen, ölige Brackwasser einfach an der Oberfläche abfließen zu lassen. Shell hätte also nach damaligen Maßstäben umweltfreundlich gehandelt, so Barnes. Außerdem hätte Diyarbakir erst 1977 begonnen, aus der Midyat-Schicht Trinkwasser nach oben zu pumpen. Shell und die türkische Wasserbehörde beschlossen erst 1990 einen Plan, bis zur Jahrtausendwende stufenweise immer mehr des Abwassers in die ursprünglichen Öllagerstätten zurückzupumpen. „Die Antwort von Shell hätte schneller sein können“, gibt Barnes zu.

Greenpeace fordert nun einen sofortigen Fonds, bezahlt von Shell. Er soll die Versorgung der Bevölkerung der Region Diyarbakir mit Wasser sichern, wenn in einigen Jahrzehnten das Öl die Brunnen erreicht. „Wer weiß, ob es Shell in 30, 40 Jahren überhaupt noch gibt“, so Greenpeace-Sprecher Fouad Hamdan. Julian Barnes sieht keinen Berdarf: „Selbst wenn das Trinkwasser beeinträchtigt wird, dann ist das Öl soweit verdünnt, daß es unter dem Grenzwert für Trinkwasser liegt.“ rem

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