Rügen ist dicht

■ Arbeiter der Volkswerft Stralsund kündigen für die Ostertage Blockaden an

Stralsund (taz) – Die Kraniche sind da, die Touristen werden folgen. Ihre einzige trockene Zufahrt zur Insel ist der Rügendamm. Doch genau vor dem Bahnhof und der Einfahrt zur Volkswerft Stralsund setzt ein Kran zwei tonnenschwere, verschraubte Schiffsteile auf die Straße. Die gesamte Belegschaft sieht zu. Betriebsrat Andreas Klar warnt: „Wer ruhig ist, stirbt schnell und leise!“

Da die Baufirmen auf der Werft nur noch Sicherungsarbeiten durchführen, hat sich der Betriebsrat zur Offensive entschlossen. „Die Kollegen und Kolleginnen wollen endlich wissen, was mit unseren Löhnen und Gehältern geschieht und ob weiter ausgebaut wird. Der nächste Gehaltstag rückt immer näher, und im gewerblichen Bereich hat man die Verzögerungen schon gemerkt.“

Nach zwei Stunden war der Damm gestern wieder frei von Menschen. Die Hindernisse werden aber wenigstens bis Freitag bleiben. Notfalls will man sie auch mit der Fahrbahn verschweißen. Die Polizei kann den Verkehr über den Bahnhofsvorplatz nur im Schrittempo weiterleiten. Sie protestiert kaum dagegen. Zwar sei das „nicht zulässig“, sagt der Einsatzleiter, aber „Räumgerät“ wolle man nicht heranziehen.

„Die sollen doch mal eine andere Strecke zumachen, nicht immer nur den Rügendamm“, schimpft eine Passantin, deren Bus nicht fährt. Das weiß die Kioskverkäuferin aber besser: „Die Reichen stoßen sich noch reicher, und der Vulkan ist überhaupt das Letzte. Die Arbeiter hier kriegen kein Geld, sollen aber Überstunden schrubben. Das kann doch nicht angehen. Ich steh' da voll dahinter. Und wenn sie's wochenlang durchziehen. Die Innenstadt ist doch schon kaputt, die Zuckerfabrik, die Molkerei – alles soll kaputtgespielt werden.“

Der Betriebsratsvorsitzende Heitmann hält alles für möglich. Auf der Werft klingen die Forderungen gereizter als hier auf der Straße. Heitmann schließt eine weitere Radikalisierung nicht aus. Auf Reaktionen aus Schwerin wartet er noch, und die Zeit spielt mit, die Jahrezeit: Weitere Aktionen könnten den österlichen Rügenverkehr empfindlich treffen. Andreas Küstermann