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Den Meister auf die Wiese setzen?

■ Handball: Bundesligist Flensburg-Handewitt bangt um seine Fördehalle Von Folke Havekost

„Wir haben in der ersten Halbzeit ausgesehen wie eine Schüler-Mannschaft“, bilanzierte Trainer Anders Dahl-Nielsen. Im Halbfinale war Endstation für die europäischen Ambitionen der SG Flensburg-Handewitt. Nach einem 27:22 im Hinspiel verloren die Flensburger bei Balonmano Granollers im EHF-Pokal deutlich mit 17:25.

Und auch in Flensburg braut sich etwas über der SG zusammen: Der SG drohen Probleme mit dem eigenen Dach über dem Kopf.

Am Mittwoch beschloß die Flensburger Ratsversammlung eine „Änderung der Entgeltsordnung“, nach der nicht mehr die Stadt für die Vermietung der Fördehalle zuständig sein soll, sondern das private Förde Show Concept (FSC), das bereits zuvor mit der Stadt einen Betreiberrahmenvertrag abgeschlossen hatte. FSC erhielt bei einer städtischen Ausschreibung gleichzeitig auch die Betreiberrechte an der Handewitter Wiking-Halle sowie dem Veranstaltungszentrum „Deutsches Haus“ in Flensburg.

Damit steht der SG wohl eine deutliche Erhöhung der Miete für die Fördehalle ins Haus. Arno Asmus, Prokurist der FSC-Tochtergesellschaft Deutsches Haus-Veranstaltungsstätten GmbH meint jedenfalls, die bisherige Regelung – die SG zahlt eine Mark pro verkaufter Eintrittskarte an die Stadt, d. h. maximal 3.500 Mark – sei „ungünstig für den Steuerzahler“, der damit Leistungssport subventioniere. „Ohne mich auf 10.000 Mark pro Spiel festzulegen, kann man doch von einer verträglichen Erhöhung der Miete ausgehen“, äußert sich Asmus zur Größenordnung einer Mietsteigerung. Schließlich sei ein SG-Heimspiel „letztlich nichts anderes als eine kommerzielle Veranstaltung“. Frerich Eilts, Vizepräsident der SG, hält dagegen: „Allein unsere Spieler sind kommerziell tätig“, ansonsten sei Ehrenamtlichkeit Prinzip der SG: „Wir decken die laufenden Kosten der Fördehalle und müssen nicht subventioniert werden. Aber wir erwarten auch, daß niemand an uns verdienen will.“

„Der Magistrat hat offenbar einen Vertrag abgeschlossen, der im Widerspruch zu gültigen Vereinbarungen steht“, meint Uwe Lorenzen von den Flensburger Grünen. Denn am 14. Juli 1992 hatten die SG und die Stadt Flensburg den Ausbau der Fördehalle in Flensburg vereinbart, da die Handewitter Wikinghalle mit ihren 2.000 Plätzen zu klein geworden war. Der Verein übernahm ein Darlehen für die Kosten für die Umbaumaßnahmen, mit denen die Halle bundesligatauglich gestaltet werden sollte. Als Ausgleich mußte die SG künftig ab dem 1.001. Zuschauer keine Mietmark mehr an die Stadt abgeben. Nach diesem Verfahren wäre die Tilgung der städtischen Beteiligung jedoch erst in rund zwei Jahren abgeschlossen.

Rechtlich umstritten ist, ob vor der vollständigen Ablösung der SG-Investitionen eine Änderung der Mietregelung möglich ist. Andere Ablösungsmöglichkeiten wie eine einmalige Zahlung des Restbetrages durch die Stadt sieht die Vereinbarung von 1992 jedenfalls ausdrücklich nicht vor. „In der bestehenden Vereinbarung mit der SG steht nirgends, daß das Entgelt nicht erhöht werden kann“, verlautete gestern aus der Pressestelle des Flensburger Rathauses, wo man offenbar auf eine einmalige Auszahlung der SG durch das FSC setzt. Dies, so Vize Eilts, „müssen wir aber nicht annehmen.“

„Man kann ja einen möglichen deutschen Meister nicht auf die Wiese setzen“, zeigt sich der andere SG-Vizepräsident Hinrich Sellmer gelassen. Eilts erklärte sich derweil „grundsätzlich bereit“, mit FSC über einen neuen Vertrag zu verhandeln, der aber nicht zu Lasten des Vereins gehen dürfe. Die bisherigen 3.500 Mark seien eine „übliche Hallenmiete“, denn „mehr zahlen die anderen Vereine auch nicht“.

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