: Was kann gegen die Fehlbehandlung sexuell mißbrauchter Frauen getan werden? Ein Versuch in Brinkum
Zehn Bauchspiegelungen und kein Ende in Sicht, vielleicht zwischendurch mal die Entfernung der Gebärmutter – Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, werden meist organisch (fehl-)behandelt. Man schickt sie von ÄrztIn zu ÄrztIn und reicht sie durch die Krankenhäuser. HausärztInnen und GynäkologInnen – meist die erste Anlaufstation der Frauen – sind oft hilflos und fühlen sich für eine „Beratung sexuelle Gewalt“ nicht genügend qualifiziert.
In Brinkum hat der niedergelassene Arzt für Allgemeinmedizin Eberhard Hesse vor 25 Jahren ein Selbsthilfenetz aufgebaut, mit dem er und seine Frau und Kollegin Barbara Sturm-Hesse inzwischen eng zusammenarbeiten: „Unsere Aufgabe ist es, dem sexuellen Mißbrauch auf die Spur zu kommen, den Frauen zur richtigen therapeutischen Adresse zu verhelfen und sie zu begleiten.“
Er habe aus der eigenen Not, aus der medizinischen Unzulänglichkeit heraus gelernt, sagt Eberhard Hesse. Als er anfing, stellte er in seiner Praxis einen Sozialarbeiter ein. Aus diesem wurde später der Leiter des Selbsthilfenetzwerks, „Release“. Heute unterstützen die Gemeinden Bassum, Stuhr, Syke, Weyhe, und Bruchhausen-Vilsen sowie das Land Niedersachsen und die AOK das Netzwerk. Die anderen Kassen haben eine finanzielle Hilfe bislang abgelehnt.
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