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Vulkan-Vorstand kündigt Konkurs an

■ Der Vulkan-Verbund teilt offiziell mit: Abkoppelung der Ost-Betriebe führt zum Konkurs

Wenn die Abkoppelung der Ostwerften so passiert, wie das vor drei Tagen mit Zustimmung des Vergleichsverwalters ausgehandelt worden ist, dann wird der Vulkan-Verbund den Konkurs anmelden müssen. Auf diese schlichte Formel läßt sich eine juristisch formulierte „Pflichtveröffentlichung nach 15 Wertpapierhandelsgesetz“ bringen, die gestern Nachmittag zum Bösenschluß an die Banken gerichtet wurde.

Darin erklärte der Vorstand, daß sich bei einer Abkoppelung der Ost-Betriebe des Verbundes, wie sie am 27.3. mit Unterschrift von der BvS, Mecklenburg-Vorpommern und des Verbundes vereinbart worden war, der Verlust auf 1,5 Millionen belaufen würde, das am 1.1.1995 ausgewiesene Eigenkapital aber nur 1.369 Millionen betrage. Damit wäre der Konkursantrag gesetzlich vorgeschrieben.

Alle verantwortlichen Vulkan-Manager, die diese Nachricht hätten erklären können, waren nach der Verbreitung der Meldung nicht mehr zu erreichen, auch das Pressebüro des Vulkan-Verbundes konnte keinerlei Erläuterung geben. Bürgermeister Henning Scherf, der am frühen Nachmittag Vulkan-Betriebsräte im Rathaus empfangen hatte, wußte davon offensichtlich nichts. Die Frage, ob diese Folge der Herauslösung der Ost-Betriebe, auf die Beobachter der Entwicklung immer wieder hingewiesen hatten, dem Vulkan-Vorstand überraschend gekommen sein kann, muß deshalb offen bleiben.

Für den Betriebsrat der Vulkan-Werft in Vegesack jedenfalls war dieser Zusammenhang keine Überraschung: „Das ist doch klar“, meinte Betriebsrat Rolf Gerstmeyer gegenüber der taz, „dann ist es aus.“ Gestern Nachmittag hatte der Betriebsrat ein Gespräch mit der Werftleitung. Gerstmeyer danach: „Die sagen nach wie vor nix.“ Für den Vegesacker Schiffbauer sind die Anschluß-Aufträge noch vollkommen ungesichert, die für Anfang Mai in den Auftragsbüchern stehen. Bislang hat keine Bank die Bauzeitfinanzierung übernommen.

Insgesamt fehlen für die Unterweser-Werften immer noch Konzepte zur Neuordnung. Sowohl der renommierte Unternehmensberater Berger wie die Boston Consult haben den Auftrag, ein Auffangkonzept für den Vulkan zu erarbeiten, abgelehnt. Auch das sei ein schlechtes Zeichen, meinte der Betriebsrat gegenüber der taz.

Das Bremer Amtsgericht hatte am Vormittag die Frist zur Abgabe des Vergleichsvorschlags für den Konzern bis Anfang Mai verlängert. Vergleichsverwalter Jobst Wellensiek muß in einem Monat eine Liste sämtlicher Gläubiger und Schuldner des Unternehmens sowie eine Bewertung aller Vermögensteile vorlegen. Eine weitere Fristverlängerung wird nach den Angaben des zuständigen Amtsrichters nicht geben. Ohne den Vergleichsvorschlag käme es zum Anschlußkonkurs.

Rund 60 Millionen DM für den Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes „Costa Victoria“ stehen nach Commerzbank-Angaben seit Freitag dem Betrieb zur Verfügung. K.W. Die Vulkan-Werften in Mecklenburg-Vorpommern sind nach Angaben der Landesregierung in Schwerin nur kurzfristig liquide. Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) und Wirtschaftsminister Harald Ringstorff (SPD) forderten vom Bund und der Treuhandnachfolgerin BvS mehr Unterstützung. Landesregierung, BvS und Bonner Regierungsstellen hatten sich am Donnerstag auf eine gemeinsame Trägergesellschaft geeinigt. Dabei waren die Zahlungsfähigkeit der Volkswerft Stralsund und des Dieselmotorenwerkes Rostock (DMR) hergestellt worden.

Nach den Vorstellungen der Schweriner Landesregierung sollen die in der Bremer Konzernzentrale versickerten 850 Millionen DM Fördergelder für die Ostbetriebe vom Bund aufgebracht werden. Dafür gebe es auch Verständnis beim zuständigen EU-Kommissar Karel van Miert, sagte Ringstorff. Einen weiteren Finanzbedarf von 150 Millionen DM sollen sich Land und Bund teilen.

Die Blockade des Rügendamms bei Stralsund wurde vorläufig aufgehoben. Die Geschäftsleitung hatte zugesagt, Löhne und Gehälter für März und April zu zahlen. K.W./ dpa

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