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■ Bankprofis: jetzt auch mit menschlichem AntlitzÖkologisch korrekte Veredelung

Die Gründung der UmweltBank zwingt uns, viele der bisher gehegten Vorurteile gegen tumbe Banker und deren profitorientierte Unternehmen zu revidieren. Das Zeitalter des guten Bankers ist angebrochen.

Die UmweltBanker mit Sitz in Nürnberg wollen all denen ein völlig neues Bankgefühl vermitteln, „die über ihr Geld Einfluß auf den Umweltschutz nehmen möchten“. Sie selber gehen dabei äußerst vorbildlich zur Sache. Ihre Büros sind mit „geöltem Buchenparkett sowie Teppichen aus Schurwolle, Ziegenhaar und Jute“ ausgestattet. Die „Oberflächen der Massivholzschreibtische erhielten eine Veredelung mit umweltfreundlichen Lacken und Beizen oder pflanzlichen Ölen und Farblasuren“. Wer hier arbeitet, muß einfach ein guter Mensch sein.

Das Rezept für den Erfolg der UmweltBank ist ebenso blumig wie einleuchtend: Man verbinde „professionelles und erfolgreiches Bankmanagement mit ökologischer Verantwortung“, daneben engagiere man sich „auf der Grundlage der sozialen Marktwirtschaft für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, und schon erhalten wir „Bausteine für die Zukunft unserer Kinder“. Das geht unter die Haut, und wer hier eine rechte Phraseologie heraushört, der hat bestimmt etwas mißverstanden.

Um ihre Ziele zu erreichen, geben sich die UmweltBanker gleich „doppelt gewinnorientiert“. Die Anleger können sich nämlich hohe Renditen bei einem garantiert ruhigen Gewissen erkaufen. Hierbei wird auf lean banking gesetzt, so daß weder Schalter noch Kasse benötigt werden. Doch bei Bedarf kann natürlich auch eine Beratung vor Ort stattfinden. Schließlich erhält jeder Mitarbeiter der UmweltBank die Mobicard der Nürnberger Verkehrsbetriebe, und für die auswärtigen Termine steht garantiert ein Fuhrpark mit Solarmobilen zur Verfügung.

Auch die personelle Ausstattung kann sich sehen lassen, denn „alle Mitarbeiter sind Profis“. Das ist eine Menge wert, wenn man sich die vielen halbgebildeten Sparkassen- und Bankbeamten vor Augen hält, die einem schon so oft das Leben schwergemacht haben. Der Profi hingegen denkt und handelt „konsequent ökologisch“. Man kann fast den Eindruck gewinnen, daß er diese Philosophie bereits mit der Muttermilch aufgesogen hat. Überhaupt ist bei ihm alles ein klein wenig besser als bei dem gemeinen Banker.

So hat beispielsweise der „sympathische Boß der UmweltBank“, Stefan Weber, eine „klassische Ausbildung zum Bankkaufmann“ genießen dürfen. Dieser Mann verfügt über „hohe fachliche Kompetenz“ und eine „Leidenschaft fürs Singen“. Da kann man nur sagen, alle Achtung, Stefan – auch wenn noch keine Kinder vorzuzeigen sind.

Da sind seine Kollegen denn doch um einiges fruchtbarer. Zum Beispiel die „naturverbundene Katzenliebhaberin“ Gisela Bohn (zwei Kinder) und das ebenfalls musikalisch orientierte Vorstandsmitglied Klaus Schürmann (vier Kinder), der sich „aus Verantwortungsgefühl für die Zukunft seiner Kinder“ für die UmweltBank entschied. Auch der „Gründungsvater“, Horst P. Popp, präsentiert sich familienorientiert (zwei Kinder) und darüber hinaus auch noch klavierspielend.

Bei soviel Naturverbundenheit, Musikalität und Kindersegen ist eines völlig klar: Die UmweltBanker wissen, was sie tun. Geben wir uns also einen Ruck, plündern wir unsere Spar- und sonstigen Konten und legen das Geld als rentablen Umweltsparbrief ohne Kursrisiko, aber mit reinem Gewissen an. Zumindest die Kinder der UmweltBanker werden es uns danken. Michael Bolten

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