In Zukunft Sonnengott

■ Am 1.April legten die "Echnaton Solar" und Greenpeace den Grundstein für die erste Berliner Fabrik für Solaranlagen. Nur die Bewag störte die Harmonie

Der Tag ist gut gewählt: Die Sonne lacht vom azurblauen Himmel, auf dem Boden funkeln der frische Schnee und die Solarstromanlagen um die Wette. Und auch Jörg Hauser von der „Echnaton Solar GmbH“ und der Vertreter von der Umweltverwaltung strahlen: Schließlich legen sie auf dem Gelände des Innovations- und Gründerzentrums Adlershof den Grundstein für die erste Berliner Solarfabrik. Eine Investition in die Zukunftsfähigkeit der Stadt sei diese Fabrik, die endlich die Solarwende bringen und mehrere hundert zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen soll. „Dieses Vorhaben ist der Beweis, daß sich Ökologie und Ökonomie vereinbaren lassen“, meint der stolze Investor Hauser. Warm applaudiert das angereiste Fachpublikum, leise klirren die Schampusgläser.

Doch was ist das? In die Feiergemeinde springt plötzlich ein schwarzgekleideter Gnom, drängt sich ans Mikrofon und schreit: „Ohne die Bewag geht nichts!“ Es ist Jan Hammer, der über „flankierende Maßnahmen zur Marktöffnung“ referieren sollte. Statt dessen greift er sich einen riesigen Vorschlaghammer und drischt auf die Solaranlage ein. Über das Bauherrenschild, das stolz den Bau der Solaranlage verkündete, fällt ein schwarzes Tuch: „Nein. Bewag.“

Der Tag war gut gewählt. Gestern war schließlich der 1.April. Doch obwohl es eine Solaranlagenfabrik erst mal nicht geben wird, war die Botschaft von „Echnaton Solar“ und Greenpeace kein Scherz: Umweltsenator Peter Strieder (SPD) solle sich endlich gegen die Bewag durchsetzen und sein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag einlösen: die kostendeckende Einspeisevergütung für privat erzeugten Solarstrom. Wenn private Anbieter endlich die bisherigen Kosten von zwei Mark pro Kilowattstunde bezahlt bekämen, so Christian Körnig von Greenpeace, entstehe sofort eine Nachfrage nach 2.500 Solaranlagen, die wiederum den Bau einer Solaranlagenfabrik rentabel machten. Diese wiederum würde mit ihrer Massenfertigung die Preise für Solaranlagen drücken. Dazu bräuchte es ohne die Belastung von Bewag oder Landeshaushalt aber eines: die zweiprozentige Erhöhung des Strompreises für alle Kunden für eine Dauer von 20 Jahren. Das sei machbar, meint Körnig: Die Leute seien bereit, in die Tasche zu greifen und der Solarenergie zum Durchbruch zu verhelfen. Bernhard Pötter