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Über Susanne Fischer Von Susanne Fischer

Heute möchte ich mich Ihnen vorstellen. Sie kennen mich sicher schon. Heißen wir nicht alle irgendwie Fischer? Also, ich tu's jedenfalls. Ich bin ja auch meine eigene Cousine und außerdem mit Peter Boenisch verheiratet. Bei der Wochenzeitung Die Woche bin ich im Wirtschaftsressort schwer aktiv, und in der Wochenpost schreibe ich viele Seiten voll. Nebenher bin ich Pressesprecherin der Hamburger Wirtschaftsbehörde. Wie ich das alles schaffe? Keine Ahnung, vermutlich im Schlaf.

Das liegt ja bei uns auch in der Familie. Mein Vater zum Beispiel ist natürlich erstens und hauptsächlich mein Vater und hat einen schönen, für die Öffentlichkeit uninteressanten Beruf. Außerdem macht er sich aber als niedersächsischer Wirtschaftsminister wichtig und geht seinen künstlerischen Neigungen als Bühnenkomponist nach. Für eine Weile war er auch schon Musikkritiker, wie ich zu meiner Überraschung in der Zeitung las. Auf der Buchmesse, auf der ich mit einem albernen Papptäfelchen an der Jacke herumlaufen mußte, auf dem mein Name stand (als ob das nötig wäre, wo doch alle so heißen), sprach mich eine empörte Dame an: „Sie sind Susanne Fischer? Ich auch!“ Beinahe hätten wir uns geprügelt. Übrigens spiele ich auch in der Tennismannschaft aus meinem Nachbardorf in einer Liga, die weit über meinem Niveau angesiedelt ist. Ich kann nämlich nur Federball.

Tja, es darf nicht jeder Wiglaf heißen, aber ein bißchen mehr Mühe hätten sich die Eltern doch geben können. Nirosta Fischer fände ich gut. Das kommt nie aus der Mode, Susanne dagegen ... Nur Sabines und Ulrikes sind in meiner Generation wohl noch häufiger anzutreffen. Das kommt zu der Unbill überhaupt noch dazu, daß viele Menschen, die selbst ganz unverwechselbar Heidegunde oder Maximiliane heißen, Sabine zu mir sagen. Anscheinend könnte mein Name genausogut Schaufensterpuppe sein. Freunde rieten mir, meinen zweiten Namen immer dabei zu haben, denn Susanne Maria sei vermutlich schon seltener. „Hahaha, seit wann bist du katholisch, Sabine?“ Das hatte ich davon.

Blieb der Name mit Mittelinitial, das unendlich wichtigtuerisch und stolpersteinig daherkam. Einmal und nie wieder. Wie in allen schwierigen Lebenslagen fragte ich schließlich den verehrten Zeichner und willigen Ratgeber Eugen Egner um Hilfe. Er verordnete ein Pseudonym, und ich wagte nicht, zu widersprechen. Menschen mit wohlklingenden Namen gehorche ich aufs Wort, und vielleicht gewöhne ich mich ja noch daran, Motor-Maria genannt zu werden. Bisher allerdings würde ich eher auf Fiffi hören. Herr Egner verlieh dem Problem auch noch künstlerischen Ausdruck, indem er ein sehr häßliches Porträt von mir zeichnete, auf dem ich gleich viermal mit einer lächerlichen Frisur zu sehen bin. Ich bin sicher, mit einer Friedeind Przybewski hätte er sich das nicht erlaubt. Tröstlich ist allenfalls, daß ich, wie immer, nicht die einzige bin. Thomas Schmidt, Peter Schneider, Jürgen Roth und Dieter Hildebrandt können mit mir das Klagelied singen oder auch jeder für sich, dann aber mindestens im Duett. Und Felicia will ich auch nicht mehr heißen, seit ich hören mußte, wie eine Freundin dieses Namens von ihrem Mann gerufen wurde: „Flitze, das Wasser kocht!“

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