: Wirres Geschwätz über Kurswende
■ Altenwerder: GAL empfiehlt Alternative, Senat bleibt bockig
Noch ignoriert der bockige Senat die gerichtlich gestoppte Hafenerweiterung und den vermeintlichen Zwang zur Kurswende: An Altenwerder halte man fest. Die kostengünstigere Standort-Alternative Dradenau- / Petroleumhafen (DP-Hafen), die die GAL gestern erneut vorrechnete, hält die Wirtschaftsbehörde für wirres Geschwätz.
Die jährliche Umschlagskapazität für Container wäre auf den DP-Flächen weitaus höher als in Altenwerder, sagt die GAL. Statt vier gebe es hier neun Liegeplätze; die Anfahrtszeiten für Schiffe seien kürzer, der Eingriff in die Natur unerheblich: Auf der Industriebrache ist Infrastruktur bereits vorhanden. Der DP-Hafen biete nicht ausreichend Platz für Dienstleistungsunternehmen, kontert die Wirtschaftsbehörde. Konzentriere sich der Hafen einzig auf den Umschlag, drohe er zur Container-Schleuse zu verkommen. Gebraucht werde also ein zusammenhängendes Gebiet.
Im DP-Hafen könnten bis zu 6.000 mehr Menschen Arbeit finden als in Altenwerder: Die GAL übertrug Hochrechnungen der von der Wirtschaftsbehörde beauftragten Essener Consulting-Firma Planco zu den „relevanten Beschäftigungseffekten“ auf die DP-Flächen. Doch im Petroleumhafen sind drei Firmen mit 83 Beschäftigten ansässig, die umzusiedeln sich die Wirtschaftsbehörde derzeit nicht in der Lage sieht.
Angesichts 360 Hektar ungenutzter Hafenflächen „eine wirklich schwierige Aufgabe“, höhnt GALier Alexander Porschke. Weniger Bauchschmerzen habe der Stadt die Vertreibung von 2.500 Menschen aus ihrem Dorf bereitet. Die Werft in Altenwerder (50 Beschäftigte) müßte bei einer Hafenerweiterung übrigens auch den Container-Terminals weichen.
Doch der eigentliche Grund für das Festhalten an Altenwerder ist wohl die behördliche Sauberkeits-Neurose: Der Petroleumhafen sei als „Raffineriestandort kontaminiert“; die nötigen „Sicherungsmaßnahmen“ zur Beherrschung des „Gefahrenpotentials“ zu langwierig. Also lieber die Altlasten als Zeitbombe weiter vor sich hinticken lassen, ein intaktes Biotop zerstören – und das Ganze „verantwortungsvolle Standortpolitik“ schimpfen. Heike Haarhoff
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