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Eine Internationale der Folterknechte

■ UN-Bericht: In 70 Staaten wird regelmäßig gefoltert. Opfer sind häufig Kinder

Genf (dpa) – In mehr als 70 Staaten der Welt werden Menschen regelmäßig gefoltert. Dabei machten die Folterknechte auch vor der Mißhandlung von Kindern nicht halt, sagte der UN-Sonderberichterstatter Nigel Rodley am Donnerstag in Genf. In seinem Bericht für die Menschenrechtskommission listete der Brite die Greuel gegen Jungen und Mädchen auf. „Manche sind nicht älter als fünf Jahre“, sagte Rodley. In Kolumbien, Guatemala und Brasilien sind Straßenkinder oft die Opfer. Polizisten prügelten die Kinder in Gefängnissen und mißbrauchten sie sexuell.

Der UN-Berichterstatter warf vielen Ländern, ohne diese namentlich zu nennen, „Lippenbekenntnisse“ vor. So hätten 187 Länder – nahezu alle Staaten der Welt – die UN-Konvention über die Rechte der Kinder ratifiziert. Dort steht: „Kein Kind darf der Folterung oder anderen grausamen, unmenschlichen oder entwürdigenden Behandlung oder der Prügelstrafe unterworfen werden.“ Doch Rodley meinte: „In Wirklichkeit kümmern sich die Regierungen nicht um ihre Zusagen.“

Besonders weit verbreitet ist nach den dem UN-Berichterstatter vorliegenden Informationen die Folter im Nahen Osten, etwa im Irak, in Iran, in Saudi-Arabien, Syrien und der Türkei. Im Irak würden Oppositionelle und Wehrdienstverweigerer aufs grausamste mißhandelt und verstümmelt, wie Rodley in einem ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Bericht für die Menschenrechtskommission schreibt. Hingerichteten fehlten bei der Übergabe der Leichname an die Angehörigen regelmäßig Körperteile oder Augen.

In Saudi-Arabien würden Gefangene in überfüllten Zellen regelmäßig mit Schlägen traktiert und entwürdigend behandelt. In Syrien bleibe die Verfolgung und Folterung von politischen Oppositionellen die Regel. Sie würden von Sondereinheiten des Geheimdienstes verhört und zu Geständnissen gezwungen. Auch in türkischen Gefängnissen wird nach Angaben Rodleys regelmäßig gefoltert. Besonders betroffen seien Kurden oder Mitglieder illegaler Organisationen.

Rodley bezichtigt in seinem Bericht erneut die israelischen und die chinesischen Behörden der Mißhandlung von Gefangenen. In Israel werde bei der Suche nach Terroristen gefoltert. In den Gefängnissen und Erziehungslagern Chinas gehöre die Mißhandlung von Gefangenen zum Alltag. Selbst Kranke und Behinderte würden zur Schwerstarbeit gezwungen, 14 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Ähnliche Verhältnisse herrschten in Lagern im von China annektierten Tibet.

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