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Abschiebung wider Willen

■ Jennifer Emeka muß dorthin zurück, wo sie vergewaltigt wurde. Trotz Protest

Düsseldorf (AFP) – Unter dem heftigen Protest von Flüchtlingshelfern ist gestern die Ehefrau eines vor zwei Jahren in Nigeria ermordeten Oppositionspolitikers in ihr Herkunftsland abgeschoben worden.

Die 24jährige Jennifer Emeka wurde nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums an Bord eines Linienfluges von Düsseldorf zunächst nach Ghana gebracht. Von dort sollte die abgelehnte Asylbewerberin, die in der Haft in ihrem Heimatland vergewaltigt worden sein soll, nach Nigeria weiterfliegen. Der Sprecher des NRW-Flüchtlingsrates, Volker M. Hügel, kritisierte die Abschiebung als „Vollziehung der Deportationsmaschinerie“ deutscher Behörden. Zuvor hatten die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, die Grünen im NRW- Landtag und der DGB-Bundesvorstand vergeblich versucht, die Abschiebung in letzter Minute zu verhindern. Auch die Autoren der sonntäglichen TV-Serie „Lindenstraße“ protestierten gegen die Ausweisung.

Betreuer der Nigerianerin forderten Passagiere des Flugs nach Ghana auf, aus Protest gegen die Abschiebung nicht an Bord der Maschine zu gehen. Die Reisenden folgten dem Appell jedoch nicht. Der für die nigerianische Oppositionspartei SDP tätige Ehemann der abgeschobenen Frau wurde nach Angaben von Flüchtlingshelfern im März 1994 von nigerianischen Sicherheitskräften ermordet. Emeka soll nach dem Tod ihres Mannes verhaftet und im Gefängnis gefoltert und vergewaltigt worden sein. Mit Hilfe eines Freundes gelang ihr an Bord eines Frachtschiffs die Flucht. Im Juli 1994 stellte sie in Deutschland einen Asylantrag, der abgelehnt wurde. Die Nigerianerin tauchte daraufhin bei einem Freund unter. Im Februar 1996 wurde die 24jährige bei einer Ausweiskontrolle festgenommen. Seither saß sie in Neuss in Abschiebehaft. Pro-Asyl- Sprecher Heiko Kauffmann kritisierte, Emeka sei in „eine der schlimmsten Diktaturen Afrikas“ zurückgeschickt worden. Nach Erkenntnissen seiner Organisation werde sexuelle Gewalt von totalitären Regimen wie in Nigeria „zunehmend und systematisch zur Erpressung und anhaltenden Demütigung oppositioneller Familien“ eingesetzt. Noch gestern morgen hatten die Grünen den Kölner Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier als Chef der zuständigen Ausländerbehörde aufgefordert, die Abschiebung „sofort auszusetzen“.

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