: Von den Formen des Fremdseins
■ Mit Fremde Heimat - Heimat Fremde zeigt das Metropolis Filme zum Thema Migration
Ist der Fremde nur in der Fremde fremd? Was, wenn die ursprüngliche Heimat fremd wird und die Fremde sich nicht als Heimat erschließt? Was, wenn mensch Reisender zwischen zwei Kulturen bleibt?
Als Bedrückung können die Migrationserfahrungen erlebt werden, aber auch als eine Bereicherung für die eigene Familie oder, auf makrosoziologischer Ebene, für die dem Eingewanderten zunächst fremd erscheinende Gesellschaft.
Unter dem Titel Fremde Heimat – Heimat Fremde zeigt das Metropolis ab heute eine Reihe von Filmen zum Thema Fremdsein.
Von Heimweh und Sehnsucht, vom Traum des gemachten Mannes, reich zurückzukehren, aber auch von ökonomischen Zwängen, dem Gefühl des Ausgeschlossen- seins, aber mit den Widerständen leben zu müssen, erzählen die Dokumentar- und Spielfilme dieser Reihe, in der zwar die Wahrnehmung der Nachkommen ehemaliger Gastarbeiter im Mittelpunkt steht, die das Thema aber auch erweitert: Ob Gastarbeiter, Ex-GI oder Ossi – sie alle eint die Suche nach sozialer und kultureller Identität.
Weltmeister ist nicht nur eine bekannte Akkordeonmarke aus der ehemaligen DDR, sondern auch die schärfste und ironische Bezeichnung für den versprochenen wirtschaftlichen Aufschwung im Osten. Regisseur Zoran Solomun erzählt in seinem Film Weltmeister die Geschichte des russischen Jungen Alexej, der in der Nähe Berlins auf einem Kasernengelände lebt. Sein Vater ist Offizier der Roten Armee und wartet auf den Abzug. In einer Musikschule lernt Alexej Sabine kennen. Alexej taucht in Berlin unter. Als er eines Tages zurücckommt, sind die Kasernen leer, die Russen abgezogen. Hinter der Kamera stand bei dieser Produktion Slawomir Idziak, der Kameramann u.a. von Kieslowski.
Eine andere Variante des Themas bietet der sehenswerte Out of America von Michael Klier. Dieser Film erzählt die Geschichte des Falles vom stolzen GI zum vermeintlich „schmarotzenden Afrikaner“. Vier junge, schwarze Ex-Soldaten der amerikanischen Armee bleiben nach dem Abzug ihrer Truppen in Deutschland. Sie hoffen, mit ihrer Musik den Durchbruch zu schaffen und müssen sich im Alltag erst gegen allerlei Vorurteile wehren. Eindrucksvoll von Kamerafrau Elfi Mikesch in Bilder umgesetzt, beschreibt der Film ein durch Ablehnung geprägtes Leben gegen den Strom.
Ein Film ganz anderer Art ist der Dokumentarfilm Ich bin Tochter meiner Mutter. Die junge Regisseurin Seyhan Derin nimmt den Zuschauer mit auf ihre Reise in das Heimatland ihrer Eltern – der Türkei. Die geläufige, die patriarchalen Strukturen freilegende Aussage „ich bin Tochter meines Vaters“ wendet sie so, daß Raum frei wird, die Geschichte ihrer Mutter zu entdecken: Einer Frau, die immer im Schatten ihrer Väter und Großväter stand. Liebevoll und auch kritisch blättert Derin in der gemeinsamen Geschichte. Der Film zeigt eindrucksvoll, obgleich etwas langatmig, den noch anhaltenden ideologischen Kampf um die Integration emanzipierter Frauen in türkische Kultur und moslemische Religion.
Britt-Kristin Feldmann
ab 12. April im Metropolis
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