piwik no script img

Am Una-Bombenleger verdienen

■ US-Verlage stehen mit ihren Bestsellern in den Startlöchern

Port Angeles (taz) – US-amerikanische Medienkonzerne führen derzeit vor, wie man auch aus den mörderischen Aktionen eines Maschinenstürmers noch Kapital schlagen kann. Kaum zwei Wochen nachdem das FBI den Harvard-Absolventen und Einsiedler Theodor Kaczynski als möglichen langjährigen Bombenleger festgenommen hat, reißen die Talkshows über den Unabomber nicht ab. Time Warner hat zwölf Reporter und Redakteure des Time Magazine losgeschickt, bis Anfang Mai ein Buch über Theodor Kaczynski, „das kranke Genie“, Mathematikprofessor und Bombenbastler, vorzulegen. Preis 5.99 Dollar, Startauflage 500.000. Der Großverlag Simon und Schuster will sogar schon am 25. April sein Taschenbuch „Unabomber: Die Spur des meistgesuchten amerikanischen Killers“ präsentieren. 400.000 Exemplare sollen für die erste Auflage gedruckt werden. Als Autoren hat der Verlag den EX-FBI- Agenten John Douglas gewonnen, der dem Attentäter 18 Jahre lang nachgespürt war – und den Schriftsteller Mark Olshaker.

Die Chancen für einen solchen Bestseller stehen gut: Die Leserbriefseiten amerikanischer Zeitungen sind voll mit Sympathiebekundungen für den Technologie-Robin-Hood und Abscheu gegenüber dem möglichen Attentäter. Warners Buchverleger Laurence Kirschbaum sieht in dem Attentäter denn auch ein Symbol für die amerikanische Psyche: „Es gibt, glaube ich, eine Gratwanderung zwischen Normalität und Krankheit. Und viele Menschen sind fasziniert von der Frage, warum die Pathologie auftritt“, sagte er dem Wallstreet Journal.

Der Attentäter hatte seit 1978 immer wieder Bomben an Lobbyisten umweltzerstörender Industrien und Vertreter der Hightechbranchen geschickt. Bei den Anschlägen waren drei Menschen getötet worden. Im vergangenen Herbst hatten die US-Zeitungen auf Verlangen des Attentäters und mit Billigung des FBI ein 30 Schreibmaschinenseiten langes Traktat des „Unabomber“ genannten Attentäters abgedruckt. Die Manuskriptvorlage wurde nach Angaben des FBI in der Hütte Kaczynskis in Montana gefunden. ten

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen