: Space-Park lernt fliegen
■ US-Managerin Deborah Brown für das „project de-sign“ engagiert / 100 Millionen aus Etat des Bausenators fehlen
Die „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft“ (HVG), die für den Wirtschaftssenator das subventionierte staatliche Veranstaltungswesen Bremens (Stadthalle, Messe, Glocke etc.) betreibt, ist voller Hoffnung, daß zur Abrundung des Angebotes auch der „Space Park“ realisiert werden kann. Zwar sind wie schon vor zwei Jahren bei der Vorstellung der Idee durch Wirtschaftssenator Jäger noch keine Investoren gefunden, die das finanzielle Risiko übernehmen wollen, aber die staatliche Planung geht mit Hochdruck voran. Nach der Gründung einer „Hanseatischen Projektgesellschaft“ (HPG), die zusammen mit der Wiesbadener Köllmann-Gruppe das AG-Weser-Gelände für einen symbolischen Preis kaufen und 13 Jahre nach dem Ende der Werft alles abreißen lassen soll, damit sich neues Leben endlich „entwickeln“ kann, ist nun auch eine „Space Park Management-GmbH“ gegründet worden. Federführend dabei sind der ehemalige Dasa-Mitarbeiter Dr. Wolfgang Wilke und die Amerikanerin Deborah Brown, die beim Houston Space-Park viereinhalb Jahre lang Projektdesignerin und Direktorin war.
Bis September, so Brown, soll ein internationales Team die detaillierte Planung für den Space Park vorlegen: 6 Millionen stehen dafür zur Verfügung: 2 Millionen zahlt das Land Bremen ein, 2 Millionen die Köllmann-Gruppe, 2 Millionen „sponsert“ die Dasa. Gesellschafterin wollte die Dasa für ihren Einsatz nicht werden, obwohl man sie gern im Boot dabei gehabt hätte: „eine Firmenentscheidung“, erklärt HVG-Sprecher Haar. Bis zum vergangenen November gehörte Deborah Brown zum Management des Space Center in Houston/Texas, das aber ein anderes „concept de-sign“ hatte als das Bremer Projekt: „That project was the visitor center for Nasa“, erklärt Brown, „so it was extremely reality based“. Ein eher touristischer Space Park wäre für Brown, die gerade Deutsch lernt für ihren neuen Job, aber kein vollkommenes Neuland: Auch in Houston, 1992 eröffnet, kommen fast 1 Million Besucher im Jahr, „eine Mischung aus Amerikanern, Touristen aus Europa und aus der ganzen Welt. Das Publikum für dieses Projekt ist ähnlich“, sagt sie. In Bremen müssen es allerdings mehr werden als in Houston: 1,3 Millionen zahlende Besucher sind die Grundlage der bestehenden Wirtschaftlichkeitsberechnung. Denn zwar will das Land das Grundstück kostenlos zur Verfügung stellen und für gut 100 Millionen baureif machen, der Space-Park im engeren Sinne wird aber zusätzlich 125 Millionen kosten, und die sollen sich privat rentieren. 4.000 Besucher täglich sind das im statistischen Jahresdurchschnitt, an schlechten Tagen weniger, an guten Tagen oder Wochenenden erheblich mehr.
Im September soll das Projekt zum Anfassen im Detail vorgestellt werden, „dann haben Sie 3-D-Modelle der verschiedenen Teile des Parks innendrin, ergänzt um Architekturarbeiten“. Bis dahin müssen sich aber auch die privaten Betreiber gefunden haben. Denn im Jahre 1999 soll die Eröffnung sein, damit das Bremer Projekt auch von dem Expo-2000-Publikum viele für einen Abstecher nach Bremen zieht.
Im vergangenen Jahr hatten die Wirtschaftsförder-Ausschüsse noch beschlossen, daß der große Abriß auf dem AG-Weser-Gelände und die Bereinigung der Alt-Schulden aus der Grunau-Ära (40 Millionen) erst dann stattfinden soll, wenn klar ist, daß der Space Park kommt und wer ihn betreiben wird. Inzwischen drängt die Zeit, und das Wirtschaftsressort würde 100 Millionen aus dem ISP-Etat des Bausenators gern bekommen, bevor ein Schlußstrich unter die Suche nach den Investoren für den Space Park gezogen wird. K.W.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen