: Lloyd-Werft hofft auf Überleben
■ Vergleichsverwalter auf Informationsreise in Nürnberg
Am heutigen Freitag fährt der Bremer Vulkan-Vergleichsverwalter Wellensiek zusammen mit dem Arbeitssenator Beckmeyer nach Nürnberg, um sich beim Bundesarbeitsamt aus erster Hand über die gesetzliche Regelung des „Struktur-Kurzarbeitergeldes“ zu informieren. Zu verhandeln gibt es da nichts, sagte der Sprecher des Arbeitsamtes gegenüber der taz, denn eine Firma muß gegenüber dem zuständigen regionalen Arbeitsamt die Anträge stellen.
Es gehe also um reine Information über das, was gesetzlich möglich ist: Bis Ende 1997 kann z.B. eine „Beschäftigungsgesellschaft“ für ausfallende Arbeitsstunden die 60 bzw. 67 Prozent Lohnersatz beantragen. Die ausfallenden Lohnnebenkosten (Sozialversicherung, Urlaubsgeld, Krankengeld) ersetzt das Arbeitsamt nicht. Möglich sind Qualifizierungsmaßnahmen in der arbeitsfreien Zeit.
Für die Tage bis zum 30.4. wird mit einer offiziellen Mitteilung des Vulkan-Verbundes gerechnet, die die gerichtliche Feststellung des Anschlußkonkurses zur Folge hat. Der Geschäftsführer der Bremerhavener Lloyd-Werft, Dieter Haake, hat derweil gegenüber Radio Bremen versichert, daß seiner Überzeugung nach die Reparaturwerft am Konkurs vorbeikommt oder auch bei einem förmlichen Konkursverfahren weiter bestehen kann. Dies habe ihm auch der Vergleichsverwalter van Betteray bestätigt. Die Begründung liegt für Haake in der besonderen Produktionsstruktur einer Reparaturwerft und in der guten Auftragslage: Für die nächsten 3-4 Monate seien Schiffe satt angemeldet, und da die Verweildauer eines Auftrages nur kurz ist, ergeben sich bei einer Reparaturwerft nicht die großen Finanzierungsprobleme, die im Schiffsneubau immer wieder hunderte von Millionen an Bürgschaften und Krediten erfordern und entsprechende Risiken bergen.
Haake rechnet zudem damit, daß auch die Costa II in den Lloyd-Docks fertiggestellt werden kann. Der Reeder Costa bekomme den schwimmfähigen Rumpf des Kreuzliners geschenkt. Für die Auf- und Einbauten lägen zwar Angebote aus Frankreich, Italien und Finnland vor, bestätigte Haake. Bremerhaven habe aber zwei klare Vorteile für den Reeder: Erstens wäre die gesamte Bauaufsicht, bestehend aus 50 italienischen Mitarbeitern des Reeders, vor Ort und werde wegen der Costa I dort auch noch eine Weile bleiben müssen. Zweitens hätten die Bremerhavener Werftarbeiter einen Erfahrungsvorsprung, der Reeder sei mit der Qualität der Arbeit an der Costa I zufrieden.
Für die Vegesacker Vulkanwerft ist die Finanzierung der Anschlußaufträge, die ab Mai Arbeit geben sollen, derweil noch offen.
K.W.
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