piwik no script img

Gute Verlierer

■ Streetball-Turnier in Huchting

Lauter Rap dröhnt aus einem Ghettoblaster, die Sonne brennt auf den Asphalt des Schulhofes. Etwa dreißig Kids mit Basketball-Kappen und weiten kurzen Hosen stürmen auf zwei Basketballkörbe zu, dribbeln, werfen sich den Ball zu und stürmen weiter – eine Szene beim Streetball-Wettbewerb in Bremen-Huchting. Der Schulhof an der Flämischen Straße wurde am Samstag nachmittag Schauplatz des ersten Bremer Streetball-Turniers in diesem Jahr.

Angeleitet wurde das Turnier vom Straßensozialarbeitsprojekt „Grenzgänger“. Mit primitiven Mitteln, da die Jugendarbeit hier wie anderswo große finanzielle Probleme zu meistern hat. Initiiert und organisiert haben es die Jugendlichen aus der Türkei, aus Deutschland, Griechenland, Marokko, Pakistan und Korea allerdings selbst. Die 16- bis 23jährigen haben die Ordner und die Court-Beobachter gestellt, die Preise ausgesucht, die Regeln gemeinsam abgestimmt. „Die Besonderheit beim Streetball ist, daß ein Foul eigenständig angezeigt wird,“, erklärt Cem Teskin, ein Sozialarbeiter bei den „Grenzgängern“, „und daran halten sich die Jugendlichen strikt.“

Diese Disziplin hätten wohl manche den Kids nicht zugetraut. Die Schulleitung zögerte lange, ihren Schulhof zur Verfügung zu stellen. Zu schwer wiegen die negativen Erfahrungen mit jugendlichen Randalierern. An diesem strahlenden Frühling zeigten die Jugendlichen allerdings, daß sie es schaffen können, wenn ihnen die Gelegenheit gegeben wird. „Basketball macht Spaß, da sind immer gute Freunde dabei, da gibt es keine Schlägereien!“, meint Mehmet. „Wer Basketball spielt, macht keine Dummheiten.“

Das Turnier soll im nächsten Jahr wiederholt werden und dann eventuell auch mit rechtsorientierten Jugendlichen zusammen. „Vielleicht kann man durch die völkerverbindene Kraft des Sports Gemeinsamkeiten schaffen“, hofft Cem Teskin. In erster Linie kommt es dem Projekt „Grenzgänger“, das seit 1994 besteht, aber darauf an, die ausländischen Jugendlichen in Huchting zu betreuen. Für diese Sozialarbeit ist viel gewonnen, wenn eine Mannschaft, wie die aus Kattenturm, die sich den programmatischen Titel „Drei Türken und ein Grieche“ gab, zum Abschied sagt: „Wir sind eigentlich schlechte Verlierer, aber heute haben wir selbst mit dem 5. Platz noch gewonnen.“ ank

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen