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Betrübt

■ betr.: „taz-intern: In Sachen Chefredaktion“, taz vom 16. 4. 96

Daß bei der taz wieder einmal mit dem Untergang zu rechnen ist, kann man jetzt auch in anderen Zeitungen lesen. Mich alten taz- Leser allerdings betrübt es, wenn ich aus dem Stern erfahren muß, wie Luik & Thomma, in der jüngsten Version des Chefredaktorendramas frisch zurückgetreten, ihre Rolle zu interpretieren belieben: Gegen den archaischen, vergreisten „Uralttazler“ wagten sie die unerhörte, unvordenkliche Innovation: „Wir haben erstmals in der taz-Geschichte journalistische über ideologische Prinzipien gestellt.“

Wie stellen die Herren sich das vor? Was wäre eine Zeitung, die nach den Prinzipien purer journalistischer Professionalität gemacht wird? Der Vorrang des Journalistischen ist selbst Ideologie.

[...] Daß die taz mit ungestümer „Lust am Zeitungsmachen und Lust am Erfolg“ (so Herr Luik zum Stern) gemacht wird, wünsche ich mir auch. Nur: Muß dafür die Tradition der politischen Neugier und des intellektuellen Experiments geopfert werden? Gazetten, von fungiblen Medienfuzzies für hirnlose Yuppies gemacht, gibt es genug. Und sie sind, wie jetzt gerade der Fall Tempo zeigt, nicht immer erfolgreich. Ulrich Wyss, Erlangen

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