: Karsten Vilmar ist „kaum tragbar“
■ Präsident der Bundesärztekammer soll seinen Hut nehmen
Dem langjährigen Präsidenten der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, droht der ideelle Konkurs. Am Montag legte er sein Mandat als Landesdelegierter der Bremer Ärztekammer nieder. Damit kam Vilmar, der im Januar nach 20-jähriger Amtszeit als Präsident der Bremer Ärztekammer abgewählt worden war, einer Rücktrittsaufforderung der Landesdelegiertenkonferenz zuvor, die rund 3.500 Ärzte vertritt. Nachdem gegen Vilmars engsten Mitarbeiter in der Ärztekammer, der mittlerweile gekündigten Geschäftsführer Werner Arens, Vorwürfe wegen Veruntreuung von Gelder laut geworden waren, warfen Bremer ÄrztInnen ihrem ehemaligen Präsidenten am Montag vor, das öffentliche Ansehen der Ärzteschaft beschädigt zu haben.
Aus Vilmars Mandatsniederlegung als Landesdelegierter ergibt sich ein kurioses Szenario, das im Juni zu Konsequenzen führen könnte. Wenn der Deutsche Ärztetag dann in Köln zusammentritt, muß Karsten Vilmar auf seine Abwahl gefaßt sein. Noch liegt bei der Bundesärztekammer zwar kein Abwahlantrag gegen Vilmar vor. Allerdings erheben Teile der Ärzteschaft heftige Vorwürfe gegen ihn. Ein Vertreter der „Liste Gesundheit in der Ärztekammer“, der stärksten Fraktion im Bremer Ärzteparlament, Wolfgang von Heymann, äußerte in Radio Bremen, es werde immer unwahrscheinlicher, daß Vilmar von den Machenschaften nichts gewußt habe. Als Spitzenfunktionär der Bundesvereinigung sei Vilmar kaum noch tragbar.
Der Stein war im Januar ins Rollen gekommen: Mit der Neuwahl der Anästhesistin Ursula Auerswald zur Kammerpräsidentin, war neben dem Vorwurf der „Selbstherrlichkeit“ gegen Vilmar auch Kritik an der Leitung laut geworden. Ins Kreuzfeuer geriet dabei der Geschäftsführer der Kammer, Arens, gegen den die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige der Ärztekammer zur Zeit ermittelt. Arens wird u.a. vorgeworfen, Kammergelder auf eigene Konten transferiert zu haben, seiner Ehefrau unbegründeterweise Honorare überwiesen zu haben – und der Kammer damit einen Schaden von rund 1,5 Millionen Mark zugefügt zu haben. Arens zog in der vergangenen Woche vor das Arbeitsgericht. Um einem Vergleichsvorschlag zuzustimmen, bei dem Ahrens rund 600.000 Mark zurückzahlen müßte, dafür aber seine Ansprüche auf Altersversorgung behält, haben die Parteien drei Wochen Zeit. ede
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