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Rasende Wasserradler

■ Heute und morgen am Werdersee: Die 17. Internationale Tretbootregatta

Wind weht am Werdersee. Peitscht die Wasseroberfläche der Regattastrecke. Bei der DLRG–Station entsteht im Regen eine kleine Zeltstadt. Fahrzeuge aus ganz Europa spucken Bootsrümpfe und Fahrradteile aus. Allerorten wird an abenteuerlichen Wasserfahrzeugen geschraubt. Gestern fanden die letzten Vorbereitungen zur 17. Internationalen Tretbootregatta statt, die heute und am Samstag ihre spektakulären Höhepunkte hat.

Das Image des Tretbootes als quietschbuntes Spaßboot für lärmende Kleinfamilien macht den Teilnehmern der Waterbike-Regatta traditionell Kummer. Mit solchen Booten haben ihre hochgezüchteten Wasserboliden wirklich nichts zu tun. Schon die Fragen, die sich die Wasserradler stellen: Haben wir morgen Gegenwind oder Rückenwind? Welche Übersetzung? Welche Propellersteigung? Das sind ähnlich entscheidende Fragen wie die, ob Schumi Slicks oder Regenreifen aufziehen soll. Das gilt erst recht für den Star des Events: Der braucht den Gegenwind. Die Dragonfly aus Bremen mit Luftpropeller muß wie ein Flugzeug Wind von vorn haben.

Die Studenten des Schiffbaus lernen bei der Entwicklung ihrer Prototypen furchtbar viel über Materialfragen, die Physik schwimmender Körper, Kraftübertragung und auch Sponsorensuche und Projektmanagement – immerhin sollen die Schiffchen für die Regatta bezahlt und fertig sein. Ob das Projektmanagement der Dragonfly-Bauer von der Hochschule Bremen stimmt, entscheidet sich erst in letzter Sekunde - gestern bis Redaktionsschluß bastelte man noch.

Die Teams kommen aus Wien, Delft, Haarlem, Trondheim, Nantes, Brest, Glasgow, Danzig, aus drei italienischen und sieben deutschen Städten. Selbst Zagreb ist dabei. Die Universität Zagreb hat tatsächlich auch im Krieg gearbeitet, im Keller, und sogar ein Tretboot entwickelt. Der Stolz der acht kroatischen Tretbootbauer: Ein Einrumpfboot, das links und rechts Schaufelräder trägt, an denen rotierende Auftriebskörper befestigt sind.

Die Höchstgeschwindigkeit des Kroatenbootes ist noch geheim. Die Dragonfly soll sagenhafte 11 Knoten (über 20 km/h) laufen. 7,1 Knoten (13 km/h) schafft der Katamaran KATastrophe einer Duisburger Gruppe vom Institut für Schiffstechnik. Irritierend: Die beiden Radler sitzen quer zur Fahrtrichtung, weil das ein Winkelgetriebe spart. Bei der letzten Regatta in Triest waren sie einmal abgesoffen, einmal war die Kette gerissen. Nebenan steht das grazile Doppelrumpfboot aus Genua, ein Schwimmtandem. Natürlich ist auch die erfolgreiche Bremer Back to the roots wieder dabei (zwei zweite Plätze, ein dritter), ein besonders wendiges Schiff, dessen Propeller um 360 Grad schwenkbar ist. Erwartet werden auch zwei Tragflügelboote und ein Schiff, das sich mittels einer Schwanzflosse vorwärts bewegt.

20 Teams gehen heute ab 11 Uhr an den Start. Zuerst gibt es die Kurzstreckenrennen, ab 15 Uhr Slalom, ab 17 Uhr ein „Vorwärts/Rückwärts-Rennen“. Am Samstag ab 11 Uhr die Schubmessung der Propellerantriebe, ein Langstreckenrennen und einen Spezialwettbewerb (noch geheim). Man erkennt: eine hochseriöse Veranstaltung. Wie spricht der Zagreber Schiffbauprofessor Kalman stellvertretend für alle anderen: „Wir kommen nach Bremen mit Enthusiasmus und Ambition!“ BuS

Gern weisen wir auf die Homepage der Zagreber Tretschiffbauer hin: http://www.fsb.hr

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