Verliehen wird niemand

■ MyPegasus stellt Werftarbeiter auf Wunsch frei / „Arbeitsmarktpolitik ist nicht Sache der EU“

Noch fehlen der Mypegasus-Beschäftigungsgesellschaft „harte Daten“ über ihre Mitarbeiter. Doch die Kritiker haben sich schon zu Wort gemeldet: Nicht EU-konform, weil so Subventionen für die Werften getarnt würden, rechtlose Arbeitnehmer, untertarifliche Bezahlung. Da hat es Chefin Ulrike Bohnenkamp nicht leicht, zu erklären, wie das geflügelte Pferd (Pegasus) mit der griechischen Vorsilbe My (klein), arbeiten soll.

Für Bohnenkamp ist aber ebenso klar wie für Arbeits-Staatsrat Arnold Knigge: Die Vulkan-Auffanglösung sei Arbeitsmarktpolitik zugunsten einzelner Personen. Dafür sei nur die nationale Politik zuständig, der EU müsse die Konstruktion deshalb nicht angezeigt werden. Der Staat springe nur deshalb bei den Lohnnebenkosten ein, weil das Konkursrecht eine Beteiligung der Betriebe an diesen Kosten verbiete.

Die MyPegasus soll im Jahresdurchschnitt etwa 1300 Werftbeschäftigte unter ihrer Fittiche haben. „Nein, wir verleihen niemanden“, sagt die Chefin. Die Leute könnten sich vielmehr freistellen lassen. In dieser Zeit könnten sie in die Karibik fliegen oder ein zweites Arbeitsverhältnis eingehen. In Frage käme dafür nicht nur die Vulkan-Verleihgesellschaft, die die Arbeiter wieder zurück an ihre alten Arbeitsplätze bringt. Auch in anderen Betrieben in ganz Deutschland könnten sie sich mit Rückkehrgarantie umschauen, und auch Arbeitgeber könnten die Schiffbauer ausprobieren.

Dasselbe gelte für Existenzgründer. Sie würden zunächst beraten und könnten es sich mit dem Kurzarbeitergeld im Rücken auch leisten, sich mit kleinen Aufträgen in den Markt hineinzuwagen. So sollen arbeitsmarktpolitische Instrumente mit Wirtschafts- und Technologie-Förderung gebündelt werden. Die Freiheit des temporären Ausstiegs ist ein Element im „Instrumentenmix“, mit der MyPegasus, die für die eigene Arbeit mit 1,25 Millionen Mark vom Senator für Arbeit unterstützt werden soll, den Vulkan-Leuten eine Perspektive bauen will.

Hinzu kommen Qualifizierungskurse, die möglichst auf vorhandenen Kenntnissen aufbauen und die von regionalen Bildungsträgern angeboten werden sollen. Wer etwa in eine reguläre, 21monatige Umschulung wechselt, scheidet bei Mypegasus aus und bekommt statt Kurzarbeitergeld Unterhaltsgeld.

„Wir sind nur Schnittstelle und bringen verschiedene Akteure zusammen“, erklärt Bohnenkamp. In jedem der fünf Konkurs- oder Vergleichsbetriebe (die Werften Vulkan, Lloyd, Schichau-Seebeck, sowie Geeste-Metallbau und die Verbund AG Zentrale) würden Berater stationiert. Dabei sollen Betriebsräte und Personalabteilungen einbezogen werden.

Eine Art Gesamtbetriebsrat aus Mitgliedern der ehemaligen Vulkan-Personalvertretungen solle sich für die belange der Mypegasus-Beschäftigten einsetzen. Baldmöglichst werde auch ein gemeinsamer Koordinierungsausschuß mit Betriebsräten und Betriebsleitungen installiert. Es sei kein Anzeichen für eine spätere Stammbelegschaft auf den Werften, wenn heute bestimmte Mitarbeiter draußen bleiben müßten. Das könne später umgekehrt sein. jof