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Jahrzehntelang von Schweizer Banken reingelegt

■ Das Geld der Opfer des Holocaust soll endlich den Hinterbliebenen zukommen

Washington (AFP/taz) – „Mein Vater hat sein Geld dort angelegt, weil Schweizer Banken den Ruf der Loyalität und Zuverlässigkeit hatten. Aber die Banken haben sein Vertrauen mißbraucht.“ Aus den Worten der 73jährigen New Yorker Jüdin Greta Beer ist die Bitterkeit herauszuhören. Seit über 40 Jahren kämpft sie um das Vermögen, das ihr Vater vor den Nazis in die Schweiz rettete. Doch bisher war ihr Kampf um das Geld auf dem Konto, dessen Nummer sie nicht kennt, vergeblich. Einen Hoffnungsschimmer bietet nun die Untersuchungskommission, deren Gründung die Schweizerische Bankiersvereinigung (ABS) und der Jüdische Weltkongreß in New York angekündigt haben.

Mit ihrem Schicksal steht Greta Beer nicht alleine. In der Schweiz existieren Hunderte verwaister Bankkonten, die vor allem ermordeten Juden gehörten. Nach Angaben des Schweizer Bankierverbandes liegen auf diesen Konten insgesamt etwa 48 Millionen Mark. Jüdische Organisationen schätzen die Guthaben sogar auf mehrere Milliarden Franken. Laut ABS- Sprecher Hans Bär gibt es in der Schweiz 775 derartige Konten bei 36 Banken.

Greta Beer, die heute in New York als Fremdenführerin arbeitet, wurde in einem kleinen Dorf im Norden Rumäniens geboren. Ihr Vater Zeigfreid Deligdisch besaß die größte Textilfabrik des Landes und mehrere Läden. Nach Angaben seiner Familie deponierte er im Juni 1940 mindestens 300.000 Dollar bei einer Schweizer Bank. Wenig später starb Deligdisch in Budapest an einer schweren Krankheit. Seine Familie überlebte den Krieg in Rumänien, hatte aber keine Ahnung, wo das Geld hinterlegt worden war.

Als die Schweizer Banken in den 60er Jahren erstmals zugaben, daß sich auf ihren Konten mehrere Millionen Franken von Opfern des Holocaust befinden, wandte sich Beer gemeinsam mit ihrer Mutter an jede einzelne Bank – ohne Erfolg. „Wir wurden höflich und kühl empfangen; sie versprachen, uns zu schreiben. Aber nichts passierte.“ Inzwischen hat sie Grund zur Hoffnung, zumal sie in den USA mächtige Verbündete gefunden hat. Greta Beer sei „nicht nur ein Opfer der Nazis, sondern auch des Schweizer Bankensystems“, sagt der New Yorker Senator Al D'Amato. Der Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Senat betonte, daß Tausende andere von den Banken hereingelegt wurden.

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