: Unterm Strich
Heraus zur Urbi-et-orbi-Parade: Für den Gottesdienst mit Papst Johannes Paul II. im Berliner Olympiastadion am 23. Juni haben sich bereits 110.000 Besucher angemeldet, weitere werden noch erwartet. Daher soll auch das benachbarte Maifeld mit einbezogen werden, berichtet die Katholische Kirchenzeitung. Der Altar für den Gottesdienst muß wegen dieses Massenandrangs jetzt oberhalb des Marathontores errichtet werden, damit er sowohl von den Besuchern im Stadion als auch auf dem Maifeld gesehen werden kann („Wo isser denn?“ „Wat, so klein? Det kannoni wahr sein!“). Der Altar wird dann an der Stelle stehen, wo sich sonst die Schale für das Olympische Feuer befindet. Um die Kontroversen über den Symbolgehalt des Olympischen Feuers ein für allemal zu beenden, wird die Fackel nun im Marathonlauf von Papst Johannes Paul getragen: in Sportlerkreisen auch „Hey Joe, where you goin' with that Fackel in your hand?“
Pfarrer Ernst Pulsfort vom Vorbereitungskomitee teilte mit, daß es im Stadion nur maximal 85.000 Sitzplätze auf den Rängen und auf dem Spielfeld geben wird. So könnten bereits bei dem heutigen Stand der Anmeldungen 20.000 Menschen nicht mehr ins Stadion gelangen. Daher würden zusätzlich 30.000 Sitzplätze auf dem Maifeld aufgestellt, wo es außerdem zwei große Videowände geben werde. Falls es noch voller werden sollte, könnten auch die Tribünen des Maifeldes mit etwa 50.000 Sitzplätzen genutzt werden, so daß dann insgesamt 160.000 Sitzplätze zur Verfügung stünden. „Wer darüber hinaus kommt, muß stehen.“ So war es bei taz-Morgenkonferenzen auch immer. Künftig wird man aber sicher leicht Sitz- oder auch Liege- oder auch Schnarchplätze nach Bedarf bekommen.
Verstorben: Im Alter von 86 Jahren ist am Sonntag in einem Pekinger Krankenhaus der Lyriker und Prosaschriftsteller Ai Quing gestorben, meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Ai zählte zu den bedeutendsten Schriftstellern des Landes, seine Werke sind Standardlektüre an chinesischen Universitäten. Seine Gedichte wurden in viele Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche.
Der 1910 in der Küstenprovinz Zhejiang geborene Sohn einer begüterten Familie verbrachte die ersten fünf Lebensjahre bei seinem Kindermädchen, einer
armen Bäuerin. Diese Zeit hat später seine literarische Entwicklung entscheidend beeinflußt. Ai schrieb seine ersten Gedichte im Gefängnis: Im vorrevolutionären China war er wegen Kritik an der Regierung drei Jahre lang inhaftiert. Im Bürgerkrieg kämpfte Ai an der Seite von Mao Tse-tung und marschierte 1949 mit den kommunistischen Truppen in Peking ein. Nach der Kulturrevolution durfte Ai fast zwanzig Jahre lang nicht veröffentlichen. Heute findet sein Werk wieder offizielle Anerkennung.
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