Geht Basler zum 1.7 nach Bayern?

■ Vom Nachbartisch belauscht: Konferenz der Chefs von Werder und FC Bayern im „Villa Verde“

Mittags kurz nach ein Uhr hat die Sonne ihren Zenit gerade überschritten. Ein paar Bayern-Fans dösen auf dem Osterdeich vor dem Weserstadion in der prallen Sonne. Bis zum Bundesliga-Spiel Werder gegen FC Bayern München sind es noch sieben Stunden – die Karten für das Match der beiden Spitzenmannschaften auf dem grünen Rasen sind seit sieben Monaten ausverkauft.

Ab und an blinzeln die Fans hinauf zum Restaurant „Villa Verde“ im zweiten Stock. Hinter den halbgeschlossenen gelben Markisen wird dort gerade über das Schicksal ihres Vereins beraten: „Super-Mario“ Basler soll zum FC Bayern München wechseln. Bayerns neuer Trainer Giovanni Trapattoni will ihn. Andreas Herzog kommt dafür an die Weser zurück.

Das melden jedenfalls die Agenten aus der Gerüchteküche, und die Sport-Agenturen vermelden bereits Vollzug– ermuntert durch die Zitate der Fußballfunktionäre: „Ich kann mir einen Wechsel von Mario Basler zum FC Bayern durchaus vorstellen“, sagte Uli Hoeneß in Hannover. „Super-Marios“ Eskapaden, der eigentlich nach Italien wollte, schrecken den Bayern-Manager nicht. „Den biegen wir uns schon hin.“

Auch Werder-Manager Willi Lemke weiß jetzt offenbar, daß er Basler nicht halten kann. „Wir sind uns einig, daß wir Mario abgeben werden“, soll er gesagt haben. Bisher forderten die Bremer, bei denen Basler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2000 unterschrieben hat, eine Ablösesumme von etwa zehn Millionen Mark.

Doch das ist für die sieben Herren der Führungsriege beider Vereine, die auf der Empore des Edel-Restaurant speisen, offenbar kein Thema. „Das ist wie im richtigen Leben. Bei den Armen gibt es immer viel zu essen. Die wollen zeigen was sie haben“, brummt eine Männerstimme. „Hohohoho“, dröhnt lautes Gelächter herüber an den Nebentisch. „Nee, nee, ist schon klar.“ Wie bitte? Was ist klar? In der Küche spült jemand Geschirr und die Worte der Fußballprofis den Abfluß hinunter. „Und dann wurden immer neue Firmen dazu gekauft und dazu gekauft...“ Was? Ist jetzt etwa der Vulkan-Konkurs Thema der „Elefantenrunde“ (Kalle Rummenigge und Franz Beckenbauer sitzen übrigens nicht am Tisch)? Gläser klirren. Schallendes Gelächter. „Wände tapezieren...“ Die klappernden Absätze der Kellnerin ersticken die Sätze der Herrenrunde auf dem roten Steinfußboden. „Angst um die Regionalliega, die wir dann auch noch mitbezahlen müssen“, sagt... Werder Vize-Präsident Fischer vielleicht? „Große Laterne... Freudenhaus. Hahahaha“, bricht der Tisch in schallendes Gelächter aus. Wie bitte?! Das muß ein Hörfehler sein..

Keine gründliche Recherche. Aber was ist denn das? Der Gang zur Toilette führt direkt am Tisch des Fußball-Präsidiums vorbei. Welch' glückliche Fügung. „Nimm das Geld, das Du nicht verdient hast und geh.“ Na bitte, das klingt doch schon viel konkreter. Schnell die Hände waschen und zurück ins Restaurant. Plötzlich stehen Willi Lemke und Werder Vize-Präsident Klaus-Dieter Fischer im Gang und stecken ihre Köpfe zusammen. Lemke hält ein Stück Papier in der linken Hand. Mit dem Bleistift in der anderen Hand tippt er auf den Zettel: 1.7. – daneben eine Zahlenkolonne, ist alles, was man auf die Schnelle erkennen kann. Lemke dreht sich um. Blitzschnell reißt er den Zettel runter. Er lächelt. Sympathischer Mann.

Etwa zehn Minuten später begleitet Willi Lemke seine bayerischen Freunde zum Ausgang des Stadions. „Wir hatten ein nettes Mittagessen“, ist der einzige Kommentar, den er den Journalisten zuruft. Und: „Keine Erklärung heute zu Basler.“ „Aber auf ihrem Zettel stand doch, daß Basler zum 1. Juli wechselt?“ „Ich weiß nicht, welchen Zettel Sie meinen, meine Dame.“ Kerstin Schneider