: Galerienspiegel
Ein monatelang über die Meere irrendes Schiff mit Giftmüll ruft 1988 als konkrete Mythologie die Sage vom „Fliegenden Holländer“ in Erinnerung. Die „Zanoobia“ wurde für Luis Camnitzer über die politische Dimension hinaus zum existentiellen Symbol. Mit dem in Deutschland geborenen, in Uruguay aufgewachsenen Künstler brachten wir letzte Woche auf dieser Seite ein Interview, ohne ausdrücklich auf seine aktuelle Hamburger Installation zu diesem Thema hinzuweisen. Er zeigt scheinbar periphere Objekte, die den Matrosen gewidmet sind, denen die Wirklichkeit mit der Zeit mehr und mehr schwindet, die langsam verrückt werden, ohne es zu merken, und die versucht haben, in einer kranken Kreativität die Welt für sich neu zu organisieren: eine Stimmung die über den Anlaß hinaus in verschiedenen Sinnschichten politisch, künstlerisch und existentiell verallgemeinerbar ist. Galerie Basta, Großheidestr. 21, Di-Fr 14-19, Sa 12-15 Uhr, bis 18. März
Im Rahmen der Ausstellungfolge dagegen-dabei ist die fünfte Etappe zu vermelden. Diesmal geht's um das Informationsnetzwerk The Thing von 1990. Über einen Mailbox-Rechner können die Besucher an der weltweiten elektronischen Diskussion teilnehmen. Zudem gibt es eine Gesamtpräsentation des „ersten internationalen Magazins auf Videokassetten INFERMENTAL“, dessen zehn je 6-7 stündige Editionen von 1981-1990 fortlaufend an den nächsten fünf Tagen gezeigt werden. Eröffnung morgen, 19 Uhr, offenes Begleitseminar „Konversatorium“ Freitag 16 Uhr, Vortrag und Weinprobe von Thomas Groetz „Mit den Augen hören, mit den Ohren sehen – künstlerische Strategien der Transmedialität von 1967-1987“ am Dienstag, den 24. Januar, 19 Uhr; Kunstverein, Klosterwall 23, Projekt-Hotline 32 14 62, bis 25. Januar
Als „Drogen und orgiastisches Inferno“ werden die Bilder von Sven Lütgen angekündigt, eine seltsame Begrifflichkeit für die Farbspielereien des 1968 geborenen Hamburgers, der gleichgewichtig Aquarellfarbe und Filzstift, Spraydose und Computer verwendet. Dann verfremdet er die Arbeiten mit Laserkopien und gießt sie in Kunstharz ein, montiert sie in Leuchtkästen oder kombiniert sie zu Filmen mit eigener Musik. Eröffnung Freitag, 20 Uhr. Chaos Art, Margaretenstr. 58, geöffnet jeden Mittwoch von 15-20 Uhr; bis 23. Februar
Eine „Die Kuh am Frühstückstisch“ ist schon mal das überraschende Ergebnis der Verwandlungsspiele von Christiane Cramer. Sie setzt alltägliche Dinge und Erfahrungen in einem permanenten Verwandlungsprozess in Kunst um: träumen, skizzieren, bauen, malen, inszenieren, ablichten und diese Fotos neu übermalen. Besucher können mit den Resultaten spielen. Galerie Bildung Bridges, Lerchenstr. 106, nur noch diesen Samstag und Sonntag 14-19 Uhr
josch
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