: 10.000 genmanipulierte Maiskörner
■ Bei Wölfersheim startete AgreVo heimlich Freilandversuch
Frankfurt/Main (taz) – Im x-ten Anlauf hat es die AgreVo-Chemie, Tochter von Hoechst und Schering, geschafft. Während alle Welt auf Gorleben blickte, gelang es der Firma, am Mittwoch unbeobachtet auf einem Acker bei Wölfersheim rund 10.000 gentechnologisch manipulierte Maiskörner in die gepachtete Erde zu stecken. 1995 waren zwei Aussaatversuche noch am Widerstand der Bürgerinitiative „Wühlmäuse“ und der Bündnisgrünen gescheitert. Der im letzten Herbst ausgesäte Raps war der AgreVo nur wenige Tage nach der Aussaat eingegangen – wahrscheinlich an einer ausgestreuten Überdosis Unkrautvernichtungsmittel.
Sollten die Maiskörner in etwa acht Tagen aufgehen, werden die zarten Pflänzchen resistent sein, zumindest gegen das von Hoechst selbst hergestellte Herbizid „Basta“. Denn der genmanipulierte Mais bekam eine Erbinformation verpaßt, die in der Natur für ihn nicht vorgesehen ist: Ein Bodenbakterium macht ihn angeblich unempfindlich gegen „Basta“. „Pervers“ nennen das die GegnerInnen der Gentechnologie. Eine Pflanze werde gentechnologisch so verändert, daß sie ein Gift ertrage. Das erspare die weitere Forschung nach Pflanzenschutzmitteln, die von den Pflanzen vertragen werden.
Für den Landesvorstand der Bündnisgrünen erklärte Raimar Hamann, AgreVo nehme billigend in Kauf, daß der ausgesäte Mais „durch Windbestäubung“ auf Futtermais übertragen und in die Nahrungskette gelangen könne. Die negativen Folgen eines Gentransfers auf Bodenbakterien seien schon jetzt absehbar, die möglichen Erblasten dagegen noch nicht einmal abschätzbar.
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