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Vermaledeiter Freitag

■ Außergewöhnliches sei am Freitag, den 13. nicht zu erwarten, sagt die Polizei. Boehringer und Hafenstraße könnten das anders sehen Von Fritz Gleiß

Morgen haben wir es hinter uns. Für dieses Jahrtausend jedenfalls. Zum letzten Mal im Januar gibt es heute einen dieser schicksalsschwangeren Freitage, die die dreizehnten geheißen werden. Zwar kommt es bis zur Jahrtausendwende noch achtmal zu einem solchen Tag (der nächste ist heuer im Oktober), aber nicht mehr im Januar.

Das gibt zu denken: Ist also an diesem Freitag, dem letzten seiner Art, besondere Vorsicht geboten? Die Feuerwehr hat sich genauso wenig wie die Polizei gezielt vorbereitet. Es herrscht „keine besondere Einsatzbereitschaft“, erfahren wir aus diesen Kreisen. Häufungen von Naturkatastrophen, Unfällen, Selbstmorden, Bränden oder gar Mordanschlägen seien an einem solchen Tag nicht zu verzeichnen. Zumindest gebe das die Polizeistatistik nicht her. Und Feuerwehrsprecher Bramfeld kokettiert: Genausogut könne es auch zu „acht Entbindungen ohne Vollmond“ kommen.

Immerhin: Am 13. September 1991 sprangen erstmals Verrückte an einem Bungee-Seil von einem Kran auf dem Heiligengeistfeld. Und Prof. Dr. Fritz Sack, Kriminologe an der Hamburger Universität, räumt ein, daß das prekäre Datum „bestimmte Leute anfällig macht“. Da gebe es eine „Bedeutungsaufladung für Abergläubische“, die diese in „exzeptionelle Situationen“ treiben könne.

Beobachtungen der Hamburger Historie zum Thema fördern manches zutage. So kam es am 13. April 1984 zum eruptivsten Ereignis der jüngeren Stadtgeschichte vom vermaledeiten Freitag. Damals schafften es knapp 2000 DemonstrantInnen, den Grundstein zur Schließung der Dioxin-Schleuder Boehringer zu legen. Drei Jahre zuvor, im Januar, war immerhin mal dem Sozialsenator Ehlers Dampf gemacht worden. 250 Studis der Sozialpädagogik hatten ihn im Amt besucht, weil er den Beginn ihrer Anerkennungspraktika um ein Vierteljahr verschieben wollte. Ansonsten allerdings waren die Tage nicht besonders unruhig.

Höchstens für die Hafenstraße. Die geriet, folgt man unbestätigten Recherchen, freitags, den dreizehnten, tatsächlich des öfteren ins Visier Hamburger Gewalten. So zum Beispiel im Februar 1987, als es die Saga im Auftrag der Stadt für nötig hielt, in einer polizeilich begleiteten „Begehung“ die Zimmer bereits geräumter Wohnungen auf unerlaubte HafensträßlerInnen hin zu überprüfen. „Die Bewohner nahmen den Einsatz gelassen auf“, berichtet die entsprechende taz. Am gleichen Tag bestallte der Senat auch einen neuen „Beauftragten für die Lösung der Probleme“. Eberhard Pohlandt hieß der Herr, ein „Abriß-Beamter“, wie ihn die GAL sofort zieh. Er hat versagt, wie viele nach ihm. Der zweite besagte Freitag des Jahres 1987, im November, wurde dann zum großen Tag. Tagelang bereits feierte die Schule Friedrichsstraße schulfrei, die Räumung stand kurz bevor, da ließ Bürgermeister Dohnany verkünden: „Letzte Chance für die Hafenstraße!“ Abbau der Barrikaden, dann könne man weitersehen. Unerwartet stimmten die BewohnerInnen zu. Ihr Anwalt Blohm gab es bekannt. Fünf Jahre später wird der Herr an einem Freitag, den 13. März 1992, vom Amtsgericht mit einem Tag Erzwingungshaft bedroht, an dem er die Namen aller HafenstraßenbewohnerInnen aufschreiben sollte.

Und der direkte Vorgänger des heutigen Tages, Freitag, der 13. Januar 1989, was hatte der an „exzeptionellen Situationen“ zu bieten? „Immer noch kein Winter“, hieß es damals. Immerhin gab es leicht stürmische Winde.

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