■ Mit der Entsorgung auf du und du: Billiger entsorgen
Hannover (taz) – Die Einladungen hat die niedersächsische Staatskanzlei bereits verschickt, und Mitte Juni sollen sich Gerhard Schröder, Angela Merkel, der Präsident des Atomforums, Wilfried Steuer, und PreussenElektra-Chef Hans-Dieter Harig nun zusammensetzen. Den eigentlichen Gegenstand dieser Runde zum Entsorgungskonses hatte Harig schon vor einiger Zeit benannt. Den Atomstromproduzenten wird der Atommüll allmählich zu teuer. Aus Importkohle läßt sich derzeit billiger Elektrizität produzieren als in Atomkraftwerken, wie etwa die dänischen Strompreise zeigen. „Der wirtschaftliche Vorteil der Kernenergie wird geringer“, hat auch Gerhard Schröder festgestellt.
Einerseits sollen deswegen die schon in Schacht Konrad und Gorleben investierten Entsorgungsmilliarden nicht verkommen, nicht abgeschrieben werden. Andererseits soll weiteres Geld für die Beseitigung des Atommülls erst einmal nicht ausgegeben werden. Erst im Jahre 2030 soll ein einziges Endlager für den gesamten bundesdeutschen Atommüll nach Schröders Vorstellungen in Betrieb gehen. Atomforum-Chef Steuer hatte das auch schon gefordert.
Den Grundsätzen der Kostendisziplin folgen denn auch Schröders Vorschläge zu Endlagersuche: Das Endlager Schacht Konrad will er zügig genehmigen, Gorleben soll zügig zu Ende untersucht werden. Damit hätten die beiden niedersächsischen Endlager einen Zustand erreicht, in dem bei einer gut dreißigjährigen Endlagerpause das investierte Geld nicht verlorengeht. Potentielle Alternativen außerhalb Niedersachsens will Schröder nur benannt sehen, was auch nicht allzu teuer kommt. Für das Jahr 2030 will Schröder schließlich die Möglichkeit der Endlagerung im Ausland offenhalten – wenn sie billiger ist. Mit so einem Entsorgungskonsens wird eine alte These der Anti-AKW-Bewegung Politik. Die Produktion von Strom aus der Atomkraft rechnet sich nur, wenn die Kosten der Entsorgung erst am Nimmerleinstag anfallen. Jürgen Voges
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