Unterm Strich

Geht Schlösser, kommt Strasser: Johano Strasser, Politikwissenschaftler, Romancier und Ex-Juso-„Chefideologe“, dereinst als „knallharter Revolutionstyp“ (Bayernkurier) gehandelt, nach eigenem Selbstverständnis aber mit einer „humanen Fundierung der Politik“ befaßt, hat kommissarisch das Amt des Generalsekretärs des West-PEN übernommen, nachdem der bisherige Amtsinhaber, Manfred Schlösser, aus Protest gegen „die Umgangsformen“ (er war wegen seiner Kritik an der schnellen Vereinigung von Ost- und Westsektion auf der Jahrestagung heftig kritisiert worden) zurückgetreten war. Fast klingt es hämisch, wenn dpa meldet, als Generalsekretär müsse Strasser, der „nicht eben praktisch veranlagte Intellektuelle mithelfen, den heftigen Streit über eine eventuelle Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN beizulegen.“ Der Mann habe sich aber während der letzten Jahrestagungen „als kühler Kopf gezeigt“.

Eklat in Oldenburg: Als „schlimme Worte und maßlose Angriffe auf die Bundesrepublik“ bezeichnete die CDU-Fraktion im Stadtrat am Freitag die Rede des Ossietzky-Preisträgers Helmut Donat, vor allem seine Prognose einer „Renaissance des Militärischen“ in Deutschland. Der Verleger hatte weiter zu öffentlichem Protest gegen den vom Bundestag beschlossenen Ehrenschutz von Soldaten aufgefordert. Ehrenschutz gebühre vielmehr den „diffamierten und verfolgten Pazifisten“ wie Ossietzky und Tucholsky. Oberbürgermeister Dieter Holzapfel (SPD) wies die Forderung der CDU zurück, sich „im Namen der Stadt“ bei der Bundeswehr für Donats „Polemik“ zu entschuldigen. Statt dessen will die Stadt Helmut Donat und Vertreter der Bundeswehr zu einer öffentlichen Diskussion einladen.

Ein früherer Nazi, der Ex-SS-Sturmbannführer und Oberregierungsrat im Reichssicherheitshauptamt Johannes Thümmler, will von der Stadt Chemnitz eine wertvolle Kunstsammlung wiederhaben. Die Exponate, darunter Gemälde des sächsischen Künstlers Robert Sterl, waren den städtischen Kunstsammlungen zur Aufbewahrung übergeben und später in städtisches Eigentum überführt worden, schreibt die Chemnitzer Freie Presse. Thümmlers Begründung für seine Forderung: Die Sammlung sei sein Privateigentum. Die Stadt lehnt Verhandlungen mit dem Mann als außerhalb des Denkbaren ab. Indessen hat die Jewish Claims Conference Anspruch auf die Sammlung erhoben: Es handle sich um von den Nazis geraubtes jüdisches Eigentum.

Gestorben: Der Theaterkritiker und Schriftsteller Georg Hensel, bekanntgeworden mit seinem Standardwerk, dem Schauspielführer „Spielplan“. Von 1975 bis 1989 war Hensel der für Theater zuständige Redakteur bei der FAZ, zuvor hatte er das Feuilleton des „Darmstädter Echos“ geleitet. Hensel starb im Alter von 72 Jahren in Darmstadt.