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100 Mio für AG Weser

■ Space-Park oder: mit viel Geld aus dem „Investitions-Sonder-Programm“ sollen alte Sünden verwischt werden

Wo aus Scheiße sprichwörtlich Gold gemacht werden kann? Auf dem brachliegenden Gelände der alten AG Weser.

Über Jahre hat die bremische Wirtschaftsförderung zig Millionen ausgegeben, um hier den Anstrich-Unternehmer Grunau bei seiner großen Idee zu helfen, eine „Zentrale Montage- und Umschlagsstätte für den Großanlagenbau“ zu errichten. Der Unternehmer Grunau ist nun herausgekauft, sein Enblem am Bockkran übermalt – „Space Park“ ist das neue Großprojekt, über 100 Millionen wird es diesmal das Staatssäckel kosten. An diesem Donnerstag sollen die Wirtschaftsförder-Ausschüsse grünes Licht geben.

Und dies, obwohl die vor mehr als zwei Jahren begonnene Suche nach Investoren ergebnislos abgebrochen wurde: Ein Dasa-Gutachten hatte ergeben, daß sich der Space-Park unter normalen Umständen nicht rechnet. Die Dasa will sich deshalb auch nicht mehr an der Betreibergesellschaft beteiligen, obwohl der Space-Park geradezu ideale Werbe-Chancen für die Raumfahrt bieten würde.

Immobilienfonds, die auf hohe „Abschreibungen/Verlustzuweisungen“ schielen, sollen den Space Park nun finanzieren – und auch das würde nicht reichen: Bremen soll, so steht in der vertraulichen Beschlußvorlage, das gesamte Gelände „für einen symbolischen Preis“ an die Hanseatische Projektgesellschaft (HPG) übergeben.

Vorher muß Bremen allerdings noch einiges in das Gelände investieren: Allein auf 35 Millionen belaufen sich die Abrißkosten für alles, was derzeit noch auf dem AG-Weser-Gelände steht. Mit 28 Millionen aus dem ISP-Topf, aus dem Bremens Zukunft finanziert wird, sollen die versteckten Subventionen aus der Grunau-Ära nachträglich begeglichen werden. Und mit knapp 40 Millionen soll das Gelände dann mit Infrastruktur für den Space-Park vorbereitet werden. Das so aufbereitete Gelände, das Bremen in den 80er Jahren für mehr als 28 Millionen gekauft hatte und seitdem praktisch ohne Mieteinnahmen verwaltet, muß dann „den Investoren zu einem günstigen Preis“ übergeben werden. Merke: Grundstückskosten lassen sich nicht von der Steuer absetzen.

Die Wirtschaftsförderer sind unter Zeitdruck: Alles soll mal wieder sehr schnell gehen, denn bis Ende des Jahres soll die Finanzierung der Investition stehen. Sonst wird es nichts mit dem Space-Park zur Expo und dann wird das ganze Projekt abgeblasen. Das wäre „aus städtischer Sicht unproblematisch“, schreibt der Wirtschaftssenator, weil die Altlasten-Beseitigung und der Abriß „für jede Art der Aktivierung des AG-Weser-Geländes notwendig wäre“.

Stadtplaner haben schon seit längerer Zeit den Eindruck, daß hier nur mit der großen Erwartung „Space-Park“ ein Schlußstrich unter weniger rühmliche Vergangenheit gezogen werden soll. Wie sollte man sonst z.B. erklären, warum 1994 der Bockkran für fast 600.000 Mark gekauft wurde, der nun für 1,2 Mio abgerissen werden muß? Oder die Stahl- und Maschinenbauhallen, 1986/8 für 3,9 Millionen von Bremen an die Firma Grunau verkauft, 1994 für 12,9 Millionen zurückgekauft, nun mit 5,2 Millionen Abrißkosten dabei. Oder die Firma Kramer: 1994 mit einem 66-Jahre-Erbpacht-Vertrag über einen Teil des AG-Weser-Geländes ausgestattet, wo insbesondere Stahlplatten für den Vulkan gelagert werden. Man müsse Kramer aus seinem Vertrag „möglichst bald“ herauskaufen, schreibt der Wirtschaftssenator jetzt, alles für den Space-Park, versteht sich. K.W.

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