: Unterm Strich
Was macht eigentlich Rolf Hochhuth? Nachdem der Dramatiker mit dem Kauf des Berliner Ensembles noch immer nicht zum Müller-Nachfolger aufgestiegen ist, hat er jetzt eine Stelle als Dozent der Frankfurter Poetikvorlesungen angetreten. Der streitbare politische Autor, als den ihn dpa verbucht (bloß weil er „Wessis in Weimar“ geschrieben hat und bei Ernst Jünger zum Käferkucken eingeladen war), soll vom 4. Juni bis zum 2. Juli an der Goethe-Universität fünf Vorlesungen zum Thema „Politik in der Literatur“ halten, teilte die Hochschule am Mittwoch mit. Die Stiftungsgastdozentur für Poetik, einst vom S. Fischer Verlag begründet, wird inzwischen vom Suhrkamp Verlag, der Universität und der Vereinigung von Freunden und Förderern getragen. Erste Poetik-Referentin war im Wintersemester 1959/60 Ingeborg Bachmann. Später kamen u.a. Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Marie Luise Kaschnitz, Martin Walser, Christa Wolf, Uwe Johnson und Günter Grass.
Aber gegenüber den jüngsten Einbrüchen der Arbeiten Egon Schieles auf dem Kunstmarkt geht's Hochhuth noch Gold. Das Wiener Auktionshaus Dorotheum hatte für die Versteigerung seiner Zeichnung „Mädchen mit orangefarbenen Strümpfen“ das Sensationsgebot von etwa 2,1 Millionen Mark anvisiert. Dann geriet die ganze Transaktion am Dienstag abend zum Flop. Niemand wollte auch nur den Mindestpreis bieten. „Es ist kein gutes Werk Schieles“, meinte am Mittwoch morgen der Schiele-Experte und Sammler Rudolf Leopold im Radio.
Georg Baselitz wiederum trägt Hugo Boss, weil die Berliner Nationalgalerie sonst nicht das Geld für eine Ausstellung seiner Werke zusammenbekommen hätte. Jetzt ist der Modemacher als Sponsor eingesprungen und hat den Fehlbetrag zugesteuert. Im Gegenzug dürfen die Boss-Mitarbeiter aus Metzingen nun umsonst ins Museum, während Baselitz im nachtblauen Anzug statt in den üblichen Breitcordhosen und dem Holzfällerhemd herumläuft. Dabei steht der Zwirn ihm recht gut, auch wenn er ein bißchen um Bauch und Taille spannte zur Eröffnung seiner Werkschau. Wie sich das Ganze auf seine Bilder ausgewirkt hat, ob sie noch kopfüber hängen und was für eine Schuhgröße der Mann hat, den sie wilden Maler nannten – davon morgen mehr.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen