: Bahn AG zieht Bilanz
■ Minus beim Gütertransport und Umsatz. Plus beim Personenverkehr
Berlin (taz) – Bahnchef Heinz Dürr verkündete gestern, die von ihm geführte Aktiengesellschaft könne „auf ein erfolgreiches zweites Jahr“ zurückblicken. Der Konzernumsatz stieg um 3,1 Prozent auf 29,82 Milliarden Mark. Doch bei der Bahn AG, die für die zentralen Tätigkeiten Personen- und Gütertransport zuständig ist, ist das Bild trüber: Der Umsatz war mit 23,66 Milliarden leicht rückläufig und der Gewinn vor Steuern sank von 489 Millionen auf 390 Millionen Mark. Nach den Zahlungen an Finanzminister Waigel blieben 181 Millionen übrig.
Als wichtigen Grund für die im Vergleich zu früher dennoch positiven Zahlen sehen Bahnexperten nach wie vor einen Bilanzierungstrick, mit dem die Bahn Anfang 1994 in ihre Zukunft als AG startete. Sie bewertete damals den Wert ihrer Loks, Waggons und Schienen mit 25 Milliarden Mark; am Tag vorher waren sie dagegen buchhaltungstechnisch noch 99 Milliarden Mark wert gewesen. Auf diese Weise reduzierte die Bahn den Wertverlust, den sie in ihrer Bilanz jährlich abschreibt und den sie vorher verdient haben muß. Erst in diesem und im nächsten Jahr schlagen die Neuanschaffungen der letzten Jahre nach und nach zu Buche, so daß ein realistischeres Bild der Wirtschaftlichkeit des Betriebs sichtbar wird.
Sorgenvoll berichtete Heinz Dürr gestern von der schlaffen Konjunktur. Sie sei vor allem dafür verantwortlich, daß der Güterverkehr um weitere drei Prozent abgesackt ist. Hinzu komme, daß die Post ihre Pakete und Briefe vorwiegend auf der Straße transportiere. 2,3 Milliarden Mark hat die Bahn in diesem April mit dem Transport von Waren verdient.
Beim Personenverkehr konnte der Schwabe dagegen ein Plus vermelden: Im Nahbereich legte die Bahn im April 1996 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,3 Prozent zu und brachte 3,6 Milliarden Mark ein. Der Fernverkehr lag mit 1,6 Milliarden um sechs Prozent höher als im April 1995.
Am Neujahrstag standen 313.000 Leute auf der Lohnrolle – 23.000 weniger als ein Jahr zuvor.
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