■ Hohe Freibeträge, niedriger Steuersatz
: Die Erben haben es gut

Überall wird gespart, aber die Erben sollen es auch künftig gut haben in Deutschland. Nach dem Entwurf des Jahressteuergesetzes 1997 kann der beglückte Nachwuchs künftig Freibeträge von 750.000 Mark geltend machen. Der Ehegatte darf eine Millionen Mark steuerfrei erben. Hinzu kommen noch Versorgungsfreibeträge.

Wer mehr erbt, muß dennoch nicht bluten: Für steuerpflichtigen Nachlaß bis zu 500.000 Mark sind für Kinder nur zehn Prozent Erbschaftssteuer fällig. Wer eine Millionen erbt, muß somit nur 25.000 Mark Steuern zahlen. Erst bei Erbschaften ab zwei Millionen Mark wird es happiger. Abzüglich der Freibeträge sind dann 250.000 Mark Erbschaftssteuer fällig. Bei zehn Millionen schlägt die Nachlaßsteuer mit immerhin schon 1.850.000 Mark zu Buche. Durch die höheren Steuersätze für größere Vermögen erhofft sich der Finanzminister denn auch keine nennenswerten Mehreinnahmen bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer. An die vier Milliarden Mark sind es derzeit, künftig soll die Steuer fünf Milliarden Mark jährlich bringen.

Nach Auskunft des Bundesarbeitsministeriums gibt es in Deutschland rund eine Million Vermögensmillionäre, das heißt, 2,8 Prozent der Privathaushalte verfügen – abzüglich der Schulden – über ein Gesamtvermögen von mehr als einer Millionen Mark. Die meisten davon profitieren von den hohen Freibeträgen.

Immerhin 50 Prozent aller westdeutschen Haushalte besitzen mindestens eine, meist selbstgenutzte Immobilie (Osten: 28 Prozent) und stottern oft jahrzehntelang die Schulden ab. Umso wichtiger erschien dem Bundesverfassungsgericht der Schutz dieses Familienbesitzes. Das „persönliche Gebrauchsvermögens“ eines Erbens sollte steuerfrei bleiben und sich am Wert „eines durchschnittlichen Einfamilienhauses“ orientieren. Deshalb wurde Kindern ein Freibetrag von 750.000 Mark eingeräumt. Auf mehr als 9.000 Milliarden Mark wird der private Immobilien- und Geldbesitz in Deutschland geschätzt. Alljährlich werden davon etwa 250 Milliarden Mark vererbt. Die fünf Milliarden Mark, die der Fiskus kassieren will, machen davon gerade mal zwei Prozent aus. Das ist weniger, als Erben in Frankreich oder den USA zahlen müssen. Barbara Dribbusch