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Kürzung von Lohnfortzahlung ist wohl vom Tisch

■ Erste Bewegung bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst zeichnen sich ab. Noch am Morgen legten Warnstreiks in Berlin den öffentlichen Nahverkehr lahm

Stuttgart (dpa) – In die Tarifverhandlungen für die 3,2 Millionen Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst ist gestern Bewegung gekommen. Die Verhandlungsführer der Arbeitgeber und der Gewerkschaften kamen in Stuttgart zunächst im kleinsten Kreis zu Sondierungsgesprächen zusammen. Danach wurden die Tarifgespräche in der vierten Runde fortgesetzt. Es wurde erwartet, daß die Arbeitgeber ein Angebot für ein Gesamtpaket vorlegen. Für den Abend beriefen die Verhandlungspartner ihre Großen Tarifkommissionen ein, die über einen Abschluß entscheiden.

Dem Vernehmen nach ist die von den Arbeitgebern geforderte Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vom Tisch. Verhandelt wurde offenbar statt dessen darüber, ob und inwieweit Überstunden nicht mehr in die Berechnung der Lohnfortzahlung einbezogen werden. Ferner soll es darum gehen, ob es Abstriche bei den zwei zusätzlich freien Tagen im öffentlichen Dienst geben könnte. Diese könnten zur Kompensation einer Einkommenssteigerung herangezogen werden, hieß es. Bis zum Nachmittag legten die Arbeitgeber allerdings kein Tarifangebot vor.

Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) erklärte, sollten die Arbeitgeber weiterhin auf Kürzungen der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einer Nullrunde bestehen, würden die Verhandlungen abgebrochen. In der vierten Runde gebe es nur die Alternative „Einigung oder Scheitern“. Die ÖTV und die Deutsche Angestellten- Gewerkschaft (DAG) fordern bislang 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt im Gesamtvolumen.

Am Morgen hatten ÖTV und DAG mit Warnstreiks noch einmal versucht, Druck auszuüben. In Berlin legten die Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe den Verkehr mit U- und Straßenbahnen sowie Bussen weitgehend lahm. Im Rathaus von Chemnitz legten die städtischen Bediensteten die Arbeit nieder und in Hamburg ließen 500 Müllmänner die Abfalltonnen stehen.

Zudem verschärfte die Deutsche Postgewerkschaft ihre Proteste. In den Briefzentren Frankfurt/ Main, Freiburg, Augsburg, Rostock, Kiel, Hannover, Aachen und Elmshorn traten rund 1.500 Beschäftigte in den Ausstand. 5,2 Millionen Postsendungen wurden nach Angaben der Gewerkschaft nicht bearbeitet. Für die rund 200.000 Beschäftigten bei Postdienst und Postbank sollten die Vorgespräche für die vierte Tarifrunde gestern abend beginnen.

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