: Frauen leiden bei Kummer stärker Wissenschaft für Hasch
■ Frauen klagen häufiger über Gesundheitsstörungen als Männer Gut für Krebs- und Aidskranke
Münster Frauen reagieren deutlich öfter mit körperlichen Beschwerden auf seelische Probleme als Männer. Das geht aus einer jetzt vorgelegten Bilanz der Zahnklinik der Universität Münster hervor. Dort haben sich in den vergangenen 25 Jahren mehr als 4.000 Menschen aus ganz Deutschland ihren Frust über undefinierbare Zahnschmerzen von der Seele geredet. In den Psychosomatischen Sprechstunden der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik kamen auf einen Mann zwischen sieben und acht Frauen, berichtet Klinikchef Reinhard Marxkors.
Das Durchschnittsalter der PatientInnen liege zwischen 55 und 60 Jahren. Fast alle würden schon seit vielen Jahren von Schmerzen gepeinigt, sagt die Leiterin der jeden Montag stattfindenden Sprechstunde, Dr. Anne Wolowski. „Die einen klagen über unklare Gesichtsschmerzen“, schildert Wolowski. „Anderen brennt die Mundschleimhaut.“ Die mit Abstand meisten Menschen hätten Probleme mit dem Zahnersatz. Die Symptome: Veränderungen bei Geschmack, Speichelqualität und -menge und ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Schuld daran wird oft den Zahnärztinnen gegeben, weil Patientinnen schlecht angepaßte Prothesen oder Materialunverträglichkeiten vermuten. Marxkors: „Mancher Patient hat sich wiederholt neuen Zahnersatz anfertigen lassen in der Hoffnung, daß dann alles besser wird.“ Doch diese Hoffnung tröge meist.
Wenn die Beschwerden nicht enden, werden die Patienten selbst von Freunden für Simulanten gehalten, hat Anne Wolowski beobachtet. In ihrer Sprechstunde fänden sie eine Kontaktadresse, wo sie sich aussprechen könnten. Nicht immer sei damit die Erlösung verbunden, räumt die 33 Jahre alte Medizinerin ein. „Aber das bloße Erkennen der Ursache ist für viele schon eine Erleichterung“.
Dem einen fällt es wie Schuppen von den Augen, daß die Probleme begannen, als die Kinder aus dem Haus gingen. Andere erkennen die Gleichzeitigkeit mit dem Tod des Mannes. Auch berufliche Schwierigkeiten würden mit Zahnschmerz in Verbindung gebracht. „Hilfreich ist außerdem die Erfahrung, daß sich seelische Konflikte sehr oft körperlich bemerkbar machen und man in dieser Situation durchaus nicht allein ist“, sagt Marxkors.
Der der Wissenschaftler richtete 1972 eine spezielle „Forschungsstelle für Psychopathologie und Psychosomatik in der Zahnheilkunde“ ein. Rolf Liffers, dpa
Hannover Cannabis sollte bei Krebs- und Aidskranken nach ExpertInnenansicht als Medizin eingesetzt werden dürfen. Der Wirkstoff der Pflanze rege zum Beispiel den Appetit der PatientInnen an, die ansonsten oftmals kein Hungergefühl mehr besäßen, sagte der Psychiater Udo Schneider von der Medizinischen Hochschule Hannover. In einem Team um den Psychiater Professor Hinderk Emrich untersucht Schneider die Wirkung von Cannabis.
Das in der Pflanze enthaltene Tetrahydrocannabinol (THC) hebe positive Gefühle hervor, lasse negative dagegen unverstärkt – ein Effekt, der depressiven Menschen helfen könne, meint der Wissenschaftler. Da die Droge in Deutschland illegal sei, sei kein kontrollierter Einsatz in der Medizin möglich, bedauerte Schneider. Gleichzeitig warnte er davor, ohne Bedenken Cannabis zu konsumieren. „Wir sehen immer wieder Menschen, die nach dem Genuß von Haschisch eine Psychose bekommen.“
Seine Forschungen an 26 Testpersonen hätten gezeigt, daß THC die Wahrnehmung gesunder Menschen so verändere, daß sie wie psychisch Kranke reagierten. „Wird einem gesunden Menschen die Hohlform eines Gesichts gezeigt, kann er dennoch ein normales Antlitz sehen“, erklärte Schneider. Unter dem Einfluß der Droge sei er dazu – genau wie ein Kranker – nicht mehr in der Lage. dpa
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