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Technologiepark frißt sich ins Hollerland

■ 1.000 neue Arbeitsplätze, wenig Kooperation mit der Uni: Erfolg des Technologieparks

Bremens „Technologiepark Universität“ ist ein Erfolg, das sieht man, wenn man durch das neue Dienstleistungs-Gewerbegebiet rund um die Uni fährt. Der Bremer Wirtschaftssenator wollte es genauer wissen und ließ sich von seinen Beamten des „Bremer Ausschusses für Wirtschaftsforschung“ (BAW) eine Expertise schreiben.

Das Ergebnis ist eindeutig: „Der Technologiepark an der Universität ist die erfolgreichste Gewerbefläche im Land Bremen“, stellt der BAW fest, ca. 1000 Arbeitsplätze seien dort geschaffen worden von Unternehmen, die vorher insgesamt 1.400 Arbeitsplätze angegeben hätten. Auch wenn die früher formulierte Zielzahl von 2.750 neuen Arbeitsplätzen nicht erreicht wurde – im Vergleich mit anderen liegt das Uni-Gewerbegebiet vorn.

Die Expertise verschweigt allerdings weder die Bedingungen dieses Erfolges noch die problematischen Seiten: Die Unternehmen im Technologie-Park haben „ab 1989 ... insgesamt 46 Prozent aller Projektfördermittel des Landes Bremen empfangen“. Dabei sei der Technologiepark „im wesentlichen von der Umsiedlung bremischer Unternehmen geprägt“, die sich hier erweitert haben.

Und was das eigentliche Kriterium des Technologie-Parks, die Zusammenarbeit mit den Forschungs- und Entwicklungspotentialen der Universität angeht, sieht es ganz düster aus: „Konkrete Angaben zu den Kooperationsbeziehungen ... liegen nicht vor“, stellen die Mitarbeiter des Wirtschaftsressorts fest, und haben auch eine Erklärung dafür: „Kooperationspartner werden vor allem überregional angeworben; die bremischen Kooperationsfirmen sind auf wenige bekannte innovative Firmen bzw. Großunternehmen begrenzt.“

So ist es kein Wunder, daß selbst das Kriterrium „technologie-orientiert“ für viele der Firmen, die im Technologiepark ein Grundstück bekommen haben, nicht zutrifft. Der Technologiepark ist weniger von Hochtechnologie geprägt als von einer „Dominanz des Dienstleistungssektors“. Die Expertise vermeidet zwar den Namen Siemens, benennt aber den Sachverhalt: „Belastungen und Irritationen“ seien „durch die Ansiedlung von nicht technologieorientierten Unternehmen aufgetreten“. Weiter wollen die BAW-Mitarbeiter nicht gehen: „Spekulationen über Ursachen“ seien nicht angebracht, formulieren sie vorsichtig. Der Sachverhalt liegt aber auf der Hand: Insgesamt bindet die Raumfahrt-Industrie 80 Prozent aller Bonner Forschungsgelder, die nach Bremen fließen, Bremens Wirtschaft ist ansonsten wenig technologie-intensiv. Und daran hat der Technologiepark Universität offenbar wenig geändert: „Das zentrale Argument der Förderung von Forschungsaktivitäten durch räumliche Nähe“, so nähern sich die Experten ihrer Erkenntnis, sei weiter „zu verifizieren“. Im Klartext: Sie haben den dringenden Verdacht, daß die räumliche Nähe der Universität zwar als gute Adresse für Dienstleistungsunternehmen attraktiv ist, aber für sich genommen kein besonderer Magnet für technologieorientierte Unternehmen.

Keine neue Erkenntnis übrigens: Weniger verschnörkelt stand das schon in einer Studie der Arbeiterkammer von 1992. Die wurde damals als unseriös abgetan und ist in der neuen Expertise peinlicherweise nicht einmal in einer Fußnote erwähnt.

Zwei Schlüsse ziehen die BAW-Experten: Erstens sei „eine Weiterführung des Konzeptes Technologiepark nur sinnvoll, wenn es gelingt, in angemessenem Umfang private Investitionen zu akquirieren.“ Es gehe nicht, daß die gesamten Forschungsaktivitäten im Technologiepark „von öffentlichenr Förderung abhängig“ seien.

Zweitens: Die Universität, bei der die Technologie-Bereiche in den nächsten Jahren kräftig ausgebaut werden (von bisher 1300 auf bis zu 2500 Wissenschaftler-Stellen im Jahre 2004), solle sich mehr nach den Interessen der Unternehmen richten: „Hier ist eine Umorientierung der Technologiepolitik erforderlich.“

Wie dies im Detail gehen soll, bleibt offen. Sehr konkret wird die Studie auf ihren letzten acht Seiten dafür, was den Flächenbedarf angeht. Auf einer Karte sind 350 Hektar, praktisch alle Gebiete rund um die Uni zwischen Campingplatz am Unisee, Kleingartengebiet am Kaemena-Weg und Naturschutzgebiet für den Technologiepark, einschraffiert. Fehlt nur die Trasse zu den Wohnlagen für die gut verdienenden Wissenschaftler in Lilienthal & umzu. K.W.

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