„Spahren machd plöt“

■ Zum Schulstreik in Obervieland

„Spahren machd plöt“ steht ungelenk und handgemalt auf einem Plakat an der Eingangstür der Alfred-Faust-Grundschule in Obervieland – und „STREIK“. Seit dem 29.5. sind die Türen mit Ketten verschlossen, die Eltern haben die Schule einfach dicht gemacht. Die Lehrkräfte kommen durch einen Hintereingang hinein und arbeiten: „Werkzeug haben wir privat mitgebracht“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Ulrich Bogert, jede Menge Unterrichtsmaterialen sollen entstehen bis zum kommenden Dienstag. So lange wollen die Eltern durchhalten.

599 Lehrer-Stunden soll die Schule für das kommende Schuljahr erhalten, teilte die Behörde dieser Tage mit. Das sind 39 Stunden – also rechnerisch zwei Stellen – weniger als im laufenden Schuljahr, obwohl die Schule 25 Schüler mehr haben wird. Eine Kürzung also um ca. 10 Prozent. Hinzu kommt, so der Schulleiter, daß für 25 der zugewiesenen Stunden bis heute kein Lehrer in Aussicht ist. „Das wissen wir meist erst nach den Sommerferien definitiv“, gibt er sich gelassen. Bis zum ersten Schultag ist er auch auf neue Zahlen seitens der Behörde gefaßt: „Das ist jetzt ja die dritte Änderung, die wir gerade bekommen haben.“

Wenige Straßen weiter an der Grundschule Stichnath-Straße sieht es ähnlich aus: Zwar ist die Stunden-Zuweisung von 516 auf 525 Lehrerwochenstunden gestiegen, aber die Schülerzahl wird von 395 auf 431 steigen. Der „Grundbedarf“ der Schule an Lehrkräften wurde um 4,7 Prozent gekürzt, der „Sonderbedarf“ für Förderstunden in diesem Stadtteil mit vielen Aussiedlern und Ausländern um 20 Prozent. „Der Sonderbedarf hätte sich eigentlich erhöhen müssen“, sagt Schulleiter Erhard Thies. Bis auf zwei Klassen demonstrierte die ganze Schule am 30.5. durch den Stadtteil. K.W.