: „Wie Demos in der DDR“
■ Die PDS-Abgeordnete Marion Seelig zur Festnahme zweier PDS-Abgeordneter
taz: Frau Seelig, Sie und Ihr Fraktionskollege Freke Over gehören zu den 92 Festgenommenen während des Rekrutengelöbnisses. Die Polizei wirft Ihnen Körperverletzung sowie die Durchbrechung einer Polizeisperre vor.
Marion Seelig: Wir wollten innerhalb der Absperrung ein Transparent zeigen, wurden aber schon beim Entfalten von einer Übermacht an Polizei mit ziemlicher Brutalität daran gehindert. Die beiden Männer, die dabei waren, wurden bei der Aktion auch getreten und geschlagen.
Sie waren also innerhalb der Absperrungen?
Ja, das ist richtig.
Die CDU fordert die PDS auf, Sie und Freke Over aus der Fraktion auszuschließen.
Die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau hat am Sonntag noch einmal darauf hingewiesen, daß das Hochhalten eines Transparentes ein völlig legitimes Mittel ist, um gegen ein Rekrutengelöbnis zu protestieren, das entgegen allen demokratischen Spielregeln durchgesetzt werden soll.
Sie waren in der DDR-Opposition in der Friedensbewegung aktiv. Wie haben Sie den Polizeieinsatz rund um das Rekrutengelöbnis persönlich erlebt?
Ich habe immer darunter gelitten, daß die DDR einen derart militärisch ritualisierten Alltag hatte. Während des Polizeieinsatzes gegen die Demonstranten, die gegen das Gelöbnis protestiert haben, habe ich aber auch viel Ähnlichkeit mit Demonstrationen in der DDR festgestellt. Wenn man damals ein Transparent entfalten wollte, war man auch sofort von Sicherheitskräften umzingelt. Interview: Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen